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Was macht eigentlich ein Förster?

Landkreis Roth - Johannes Pemsel steht als Förster der Forstbetriebsgemeinschaft Roth und Umgebung e.V. im Interview Rede und Antwort*

  • v.l.: Förster Pemsel und Marktgemeinderat Mändl

    v.l.: Förster Pemsel und Marktgemeinderat Mändl
    © grüner OV Wendelstein

Was macht eigentlich ein Förster?

Einfach ausgedrückt kümmern sich Förster um den Wald. Das umfasst mittlerweile ein breites Aufgabenspektrum von Verwaltungsaufgaben, Planung und Überwachung der Holzernte, dem Pflanzen von Bäumen bis zur Ausschreibung von Dienstleistungen, Forschung, IT-Einsatz, Pflanzen-, Tier- und Umweltschutz, Planung von Windkraftstandorten, dem Beantragen von Fördermitteln, dem Führen von Ökokonten, Personalplanung, Überwachen von Unternehmern und vieles mehr.

Ich selbst bin studierter Forstingenieur, bin bislang in meinem Berufsleben viel herumgekommen, war Baumkletterer und in Australien. Jetzt bin ich der Förster eines Zusammenschlusses von privaten Waldeigentümern. Scherzhaft bezeichne ich mich als qualifizierten Hellseher und Vermögensberater. Schließlich betreue ich die Wälder unsrer Mitglieder und muss vorhersehen, was die Zukunft bringt – ökonomisch und ökologisch.

Hat der Klimawandel Auswirkungen auf Ihre Arbeit?

Die bei uns landschaftsprägende Wald-Kiefer ist an sich schon extrem anfällig. Unsere Wälder sind sehr gleichförmig, damit empfindlich gegenüber Schädlingen. Verstärkt wird das durch den Klimawandel oder Wetterextreme. Insekten, Pilze und die Mistel profitieren von milden Wintern und längeren Vegetationsperioden, die Waldbrandgefahr steigt durch längere Dürrephasen, der Sturm von 2019, der deutliche Spuren hinterlassen hat, ist ein Beispiel für die Windstärken, mit denen wir rechnen müssen. Eigentlich ist es nicht 5 vor 12, vielmehr hat die Glocke schon geschlagen, die Kiefer hat enorme Probleme. Wir versuchen darauf zu reagieren, den Wald umzubauen, auf andere, resistentere Baumarten umzustellen und Mischbestände zu entwickeln.

Was planen Sie für die Zukunft?

Der Holzmarkt ist globalisiert, wir produzieren hier aktuell Massenware wie Verpackungsholz. Ich setze mich für eine zukunftsorientierte Waldbewirtschaftung ein. Der Wald selbst ist ewig, es geht darum, auf geeignete Bäume und stabile Bestände umzustellen. Was sich in 30 oder mehr Jahren wie wird vermarkten lassen, ist kaum vorherzusehen. Wichtig ist mir, die Abwärtsspirale von ausgelaugten Böden und mäßigen Erträgen zu durchbrechen – etwa durch den Einsatz von geeigneten Laubbäumen wie den bei uns ursprünglich weit aus häufigeren Eichen, deren Laub verrottet und Humus bildet. Ziel ist ein zukunftsfähiger Wald, der Renditen für den Eigentümer abwirft, dem Klima trotzt, attraktiver Lebensraum für die Tierwelt und den Bürgern ein Naherholungserlebnis bietet. Ein Anliegen ist mir, die Jäger mit einzubinden, um ein gemeinsames Verständnis für Rehwild und Verbiss, Waldumbau und die Entwicklung des Waldes kommunizieren zu können.

Wie stehen Sie als Förster zu Großprojekten wie dem 8 streifigen Ausbau der A 9 oder der TenneT Trasse durch den Wald?

Das ist für mich ein schwieriges Thema, ich persönlich denke, die Zeiten des Autobahnausbaus sind vorbei. Die vorhandenen Autobahnen im Reichswald richten schon genug an. Sie zerstören das Waldinnenklima durch Windeffekte und Sonneneinstrahlung bis zu 100 Meter in den Wald hinein. Ja, auch Bäume können Sonnenbrand bekommen. Nicht umsonst streichen Kommunen die Stämme ihrer Straßenbäume weiß. Wenig Probleme sehe ich bei der TenneT Trasse. Die soll den Wald überspannen, die Fundamente sind nicht schön, aber wir haben ohnehin Kulturwald, keinen Urwald. Und der Sinn des Stromtransports erscheint mir für die Zukunft wichtig.

Welchen Mehrwert haben die Bürger durch Ihre Arbeit?

Der Wald braucht den Menschen nicht, wir brauchen den Wald. Waldumbau führt zu Klimaresistenz und bringt dem Waldbesitzer Einnahmen. Wenn es gelingt es, den Naturschutz und Naherholungsaspekte mit einzubeziehen, haben alle gewonnen – insbesondere folgende Generationen. Das Wirken eines Försters zeigt sich oft erst nach seinem Ruhestand.

Was wünschen Sie sich von Landkreis und Gemeinden?

Von den Gemeinden wünsche ich mir mehr Engagement und Bewusstsein für die Bedeutung des Waldes und seiner Funktionen. Beispielsweise brauchen wir Flächen für Lagerplätze, etwa um Holz zwischenzulagern. Schön wäre es auch, wenn die Gemeinden den Wegebau aktiv unterstützen. Vom Landkreis wünsche ich mir Durchsetzungswillen bei der Umsetzung des Jagdgesetzes und eine aktive, wertschätzende Kommunikation mit den Waldbesitzern.

Vielen Dank Herr Pemsel, dass Sie meine Fragen so offen beantwortet haben.

Das Interview führte Martin Mändl, Fraktionssprecher BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN im Marktgemeinderat Wendelstein

 *Aus Gründen der Lesbarkeit wird das Geschlecht im Text verallgemeinert formuliert - versteht sich aber für divers/männlich/weiblich. Wir bitten, dies zu berücksichtigen.

Kontakt:
Email: Fbg.roth-pemsel@gmx.de
Homepage: www.fbg-roth.de

Von: Martin Mändl (Fraktionssprecher BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN im Marktgemeinderat Wendelstein), Montag, 13. Mai 2024
Weitere Informationen, Artikel und Termine von »Bündnis 90 / Die Grünen - Ortsverband Wendelstein« finden Sie unter: www.meier-magazin.de/gruene-wendelstein

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