Wald in Not und Artenvielfalt am Alten Kanal
Wendelstein - Bericht über Veranstaltungen der BN Ortsgruppe im Juni
Auf großes Interesse stießen zwei Veranstaltungen der Wendelsteiner BN Ortsgruppe im Juni.
Im Rahmen der monatlichen Treffen hatte die Ortsgruppe den Forstbetriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten, Johannes Wurm, eingeladen, um über die Herausforderungen des Klimawandels für den Nürnberger Reichswald zu berichten. In seinem Kurzvortrag zeigte Johannes Wurm die dramatischen Veränderungen von Temperatur und Niederschlag und erläuterte zwei Zukunftsszenarien für moderaten (+2,1 °C [Szenario RCP 4,5]) bzw. harter Klimawandel (+4,4 °C; [Szenario RCP 8,5]) bis zum Jahr 2100. Demnach müssten wir mit einer Verschiebung der Niederschlagshäufigkeit in die Wintermonate – also trockenere Sommer- und höheren Durchschnittstemperaturen – rechnen.
Eine Anpassung der Baumartenzusammensetzung im Nürnberger Reichswald sei deshalb dringend geboten. Vor allem Fichten und auch die bei uns so weit verbreitete Kiefer hielten dem Temperatur-Trockenheitsstress nicht stand. Aber auch heimische Laubbaumarten wie z.B. die Rotbuche hätten an bestimmten Bodenstandorten zu kämpfen. So würden z.B. austrocknende schwere Tonböden (z.B. bei Heroldsberg) dem Wurzelwerk der Buchen schweren Schaden zufügen. Die Herausforderung sei deshalb, am jeweiligen Standort die richtige Entscheidung für die Zukunft zu treffen. Hierbei kämen verstärkt auch Baumarten aus dem mediterranen Süden wie z.B. Esskastanie zum Einsatz. Gleichzeitig dürfe die Forstwirtschaft aber nicht den Bedarf an heimischen Hölzern vergessen – deshalb suche man auch nach klimaresistenteren Nadelhölzern, z.B. Tannen aus Südeuropa oder Douglasien aus Nordamerika. Insgesamt schwierige Zeiten für den Nürnberger Reichswald – auch wegen der bevorstehenden oder drohenden Eingriffe für Hochspannungsleitungsbau und ICE-Werk.
Zu einem Sonntagsspaziergang am alten Kanal, geführt vom Dipl. Biologen Wolfgang Dötsch vom BN Nürnberg, fanden sich selbst am „Kärwasonntag“ ein gutes Dutzend Pflanzenliebhaber ein.
Alle waren erstaunt, was sich so am Uferstreifen und an der Waldrand-Böschung zwischen Wendelstein und der Sorger Brücke finden lässt:
• Zaunwinde
• Kronwicke
• Flussampfer
• Nesselseide
• Kalmus
• Mädesüß
• Rossminze
• Scheinzypergrassegge (gefährdet)
• Blutweiderich
• Wasserdost
• knotige Braunwurz
• gemeiner Gelbweiderich
• Sumpfhornklee
• Weidenröschen
• echte Betonie oder Heilziest (Indikator für gesunde Wiesen)
• Bergsandglöckchen
• Waldgreiskraut
• Färberscharte
• Tripmadam oder Felsenfetthenne
• behaarte Karde (Rote Liste!)
• mittlerer Klee
• Färberginster
• Sumpfziest
• Rispensegge
• Vierflügel-Johanniskraut
• Baldrian – wie oft sind wir schon dran vorbeigegangen?
Wolfgang Dötsch öffnete uns die Augen und hatte immer das nötige Hintergrundwissen parat.
Schön, dass es diese Artenvielfalt in unserer nächsten Umgebung noch gibt!
Schade, dass teilweise immer noch mitten in der Blütezeit vollflächig gemäht wird. Mit etwas mehr Rücksicht (abschnittsweise Mahd, weniger Mulchen) wäre der örtlichen Flora und besonders den teilweise auf einzelne Pflanzen spezialisierten Insekten besser gedient.
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