Zum Flächenverbrauch in Wendelstein
Wendelstein - Im Nachgang zu dem Volksbegehren 2019 bekannte sich die Bayerische Landesregierung zu dem Ziel, den Flächenverbrauch in Bayern von derzeit ca. 10 pro Tag auf 5 Hektar zu reduzieren. 5 Hektar pro Tag sind immer noch zu viel, aber ein Kompromiss, der von einer breiten Mehrheit, u.a. auch von Bund Naturschutz, LBV sowie den Grünen getragen wird.
Aber: Die CSU setzt zur Erreichung dieses Ziels nicht auf eine gesetzliche Obergrenze, sondern auf ein „umfangreiches Maßnahmenpaket mit freiwilligen Anreizen“. D.h. erfahrungsgemäß wird weiterhin nichts oder nur sehr wenig passieren.
Einzig der ehemalige Bundestagsabgeordnete der CSU, Josef Göppel, machte einen konkreten Vorschlag, wie der Flächenverbrauch verbindlich zu regeln wäre. (Detaillierte Erläuterungen hier: http://goeppel.de/wp-content/uploads/2018/10/Fl%C3%A4chenmanagement-Bayern.pdf)
Kurz gesagt soll nach seinem Vorschlag der Verbrauch vernünftigerweise an die Bevölkerungszahlen der Kommunen gekoppelt werden. Im Schnitt dürfte jeder der 13 Millionen Einwohner Bayerns nur 1,4 m² pro Jahr versiegeln, wenn das 5 ha/Tag Ziel eingehalten werden soll.
Kleine Gemeinden bekämen anteilsmäßig mehr Flächenbudget als Städte und Metropolen, da dort sehr viel dichter gebaut wird und kürzere Straßenverbindungen pro Einwohner anfallen. Die Verteilung des Flächenbudgets in Abhängigkeit der Gemeindegröße kann man Grafik 1 entnehmen. Für den Markt Wendelstein, mit seinen 16.000 Einwohnern, würde dies einen maximalen jährlichen Flächenverbrauch von vernünftigen 1,4 Hektar bedeuten.
Aktuell liegt der tatsächliche Verbrauch z.B. für Siedlungs- und Verkehrsflächen in Wendelstein allerdings bei etwa 5 Hektar pro Jahr, also deutlich zu hoch! Im langfristigen Trend seit 1988 mit jährlich über 7,9 Hektar sogar noch höher (s. Grafik 2).
Noch dramatischer ist der Flächenverbrauch aus Sicht der Landwirtschaft. Etwa 7 ha landwirtschaftlich genutzte Flächen verschwinden Jahr für Jahr in Wendelstein. Felder und Wiesen werden aufgrund des aktuell ausufernden Autobahn-Baus im Nürnberger Reichswald nicht nur für Siedlungs- und Verkehrsprojekte, sondern verstärkt auch als Ersatz für Bannwaldrodungen benötigt. Der stellenweise bis zu 10-spurige(!) Ausbau der Autobahnkreuze Nürnberg Süd oder Nürnberg Ost macht sich in einem enormen Bedarf an sog. Ausgleichsflächen bemerkbar (s. Grafik 3).
Die Wendelsteiner Grünen rufen angesichts dieser alarmierenden Zahlen zu verstärkten Anstrengungen zum Flächensparen auf. Die Kommunen stehen in der Verantwortung, mit Grund und Boden noch sparsamer um zu gehen, wenn das Ziel 5ha/Tag in Bayern erreicht werden soll. Die aktuell wegen der Niedrigzins-Politik enorm hohe Nachfrage nach Immobilien, sollte nicht als Begründung für überzogenes Gemeindewachstum hergenommen werden. Bei tendenziell stagnierenden Bevölkerungszahlen drohen sonst langfristig Leerstände bei Wohngebäuden und in Gewerbegebieten.