Was wächst auf unseren Äckern? „Saatgut-Vermehrung“
Region - Für den zweiten Teil unserer Serie habe ich mir von Martin Löhlein, Bauer vom „Berghof“ in Wendelstein, erklären lassen, was es mit der „Saatgut-Vermehrung“ auf sich hat.
Ist Ihnen auch schon einmal ein Feld aufgefallen, in dem ein Schild „Saatgut-Vermehrung“ steht? Ich wollte einfach ein bisschen mehr darüber wissen und habe bei Martin Löhlein nachgefragt.
„Es ist ungeheuer wichtig, dass sich immer wieder leidenschaftliche Landwirte für die besondere Herausforderung entscheiden, Saatgutvermehrer oder Pflanzgutvermehrer zu werden! Denn hochwertiges und ertragreiches Saatgut ist die wesentliche Grundlage für den Erfolg unserer gesamten landwirtschaftlichen Tätigkeit – und damit auch entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg der einzelnen Betriebe in unserem Land.“ – schreibt der Bundesverband Deutscher Saatguterzeuger e.V. (www.deutsche-saatguterzeuger.de)
Am Anfang stehen Pflanzenzüchter, die immer wieder neue Sorten entwickeln. Die Erträge sollen gesteigert, für die jeweilige Verwendung optimale Eigenschaften haben, gegen Krankheiten resistent und nicht zuletzt an das sich verändernde Klima angepasst sein. Neue Sorten werden vom Bundessortenamt geprüft und bestätigt. Es gibt aber auch Erhaltungszüchtungen, mit denen die Sortenreinheit und -echtheit bestehender Sorten gewährleistet wird. Die Neuentwicklung und Bestandspflege von Saatgut ist also eine existenziell wichtige Aufgabe.
Um die vielen Landwirte mit Saatgut versorgen zu können, müssen natürlich große Mengen produziert werden. Dazu wird aus dem Vorstufensaatgut zunächst Basissaatgut erzeugt, aus dem dann Vermehrer wie Martin Löhlein sogenanntes Z-Saatgut produzieren.
Dieser lange Weg macht deutlich, wie wichtig die bestmögliche Qualität der gesamten Produktionskette ist, um am Ende hochwertige Produkte erzeugen zu können, die uns dann als Nahrungsmittel oder Futtermittel zur Verfügung stehen.
Für Martin Löhlein als Vermehrer bedeutet das von der Feldauswahl bis zur Ernte einen großen Aufwand mit definierten Abläufen, Kontrollen und Abnahmen. Durch spezielle Abläufe bei der Vorbereitung des Feldes, akribisches Arbeiten und manuelle, auch händische Eingriffe muss die bestmögliche Sortenreinheit und Qualität des Z-Saatguts gewährleistet werden. Diese muss vor der Ernte innerhalb von bis zu drei Feldbesichtigungen durch den amtlich verpflichteten Feldanerkenner bestätigt werden. Weil diese Kontrollen teils ohne Kenntnis des Landwirts durchgeführt werden, ist die Kennzeichnung der Felder mit dem Schild notwendig.
Aber auch während und nach der Ernte durchläuft das Saatgut streng vorgegebene Abläufe, damit den Landwirten am Ende Saatgut mit höchster Qualität und damit bestmöglicher Ertragsmöglichkeit zur Verfügung steht.
Dieser lange Weg vom Vorsaatgut bis zum Endprodukt macht im Kontext des Kriegs in der Ukraine auch deutlich, welche fatalen langfristigen Folgen die Störung dieser Produktionskette hat.
Vielen Dank für diesen interessanten Einblick!
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