Findet die Energiewende zu Lasten der Menschen im Nürnberger Süden statt ?
Katzwang - Kornburg - Die Bedeutung erneuerbarer Energien für eine nachhaltige Energieversorgung Deutschlands hat in der letzten Zeit aufgrund zahlreicher Protestbewegungen politisch erheblich zugenommen. Die Zukunft unserer und künftiger Generationen auch meiner Kinder ist verstärkt Gegenstand der öffentlichen Diskussionen. Hierbei nimmt die Energiewende sowie eine sichere Energieversorgung eine Schlüsselposition ein.
Erneuerbare Energien in Bayern
Unter den Energieträgern dominierte in Bayern 1995 eindeutig die Kernenergie (61,7 %) vor Stein- und Braunkohle (13,2 %). Erneuerbare Energieträger standen damals mit 18,2 % an dritter Stelle während sich Erdgas (4,2 %), Heizöl (1,6 %) und sonstige Energieträger (1,1 %) dahinter sortierten.
2017 sieht die Verteilung der Energieträger ganz anders aus: Kernenergie trägt nur noch zu 36,8 % zur Stromerzeugung bei (seit dem Atomausstieg 2011 ein Rückgang um 29 %), wohingegen der Anteil der erneuerbaren Energieträger mittlerweile 44,1 % beträgt – ein sehr deutlicher Zuwachs gegenüber 1995! Die Bedeutung von Stein- und Braunkohle (4,5 %) und Heizöl (0,3 %) ist erheblich zurückgegangen, wohingegen Erdgas mit 13 % Anteil eine stärkere Rolle als noch vor 20 Jahren spielt. Kernenergie und fossile Energieträger nehmen bei der Stromerzeugung in Bayern aber weiterhin eine exponierte Rolle ein, auch wenn der gestiegene Anteil der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren eine erfreuliche Entwicklung darstellt und zugleich das große Ausbaupotential in den nächsten Jahren andeutet.
Erneuerbare Energien in der Metropolregion Nürnberg
Über 8 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom wurden im Jahr 2018 im Netzgebiet der N-ERGIE verbraucht. 5 Milliarden kWh – das sind fast 60 % davon – wurden in der Region erzeugt. 4 Milliarden kWh stammen aus dezentralen Photovoltaik-, Windkraft- und Biomasseanlagen, der Rest aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wie beispielsweise dem Heizkraftwerk der N-ERGIE in Nürnberg Sandreuth. Es ist meiner Meinung ein klares Zeichen, dass die dezentrale Energiewende gelingen kann. Hier stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit des Ersatzneubau der Juraleitung P53, die durch die südlichen Stadtteile laufen soll.
Juraleitung P53
Aktuelle Planungen sehen vor, einen Ersatzneubau für die Juraleitung durch das Rednitztal an Katzwang vorbeizuführen. Parallel zur derzeit bestehenden Trasse soll nach den Vorschlägen der Firma Tennet in einem Radius von 1 bis 2 Kilometern eine neue und weitaus leistungsfähigere Höchstspannungsleitung gebaut werden. Danach soll die bestehende Leitung abgebaut werden.
Bürgerinnen und Bürger aus Katzwang, Kornburg und Worzeldorf, aber auch aus dem ebenfalls betroffenen Nürnberger Osten haben sich an die Verantwortlichen in der Politik gewandt, weil sie befürchten, dass die empfohlenen Mindestabstände von 400 Metern zu Wohnbebauung, Schulen und Sportgeländen bei dem geplanten Ersatzneubau nicht eingehalten werden.
Aufgrund der weitaus höheren Spannung gefährdet dies die Gesundheit der Anwohnerinnen und Anwohner. Außerdem wird auf das sensible und äußerst wertvolle Ökosystem im Rednitztal zwischen Katzwang und Limbach hingewiesen, welches durch den Neubau stark gefährdet ist.
Des Weiteren fürchten die Landwirte um ihre Bewässerungssysteme, die seit Generationen gepflegt werden und nun mit dem Bau der Leitungen zerstört würden. Aus Sicht der Landwirte ist es fraglich, ob mit der Veränderung der Bodenschichten durch den Leitungsbau das Bewässerungssystem überhaupt neu angelegt werden könnte.
Die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger, die entlang der neuen Stromtrasse wohnen und arbeiten, sollten aus Sicht der SPD-Stadtratsfraktion ernst genommen werden. Die Bürgervereine und die Initiativen sind hier seit geraumer Zeit schon tätig.
Deshalb stellt die SPD-Stadtratsfraktion einen Antrag, dass die Verwaltung über die aktuellen Planungen der Trassenführung im Stadtgebiet Nürnberg bzw. den unmittelbar angrenzenden Gebieten im Stadtrat berichtet.
Des Weiteren soll sich die Stadt Nürnberg gegenüber Tennet und den zuständigen Gremien dafür einsetzen, dass die empfohlenen Mindestabstände eingehalten werden und wertvolle Ökosysteme durch den Trassenverlauf nicht zerstört werden. Darzulegen ist auch, ob grundsätzlich eine Erdverkabelung als Alternative in Frage kommt.
Ihr Harald Dix
Ehrenamtliches Mitglied des Nürnberger Stadtrates
SPD – Fraktion