Pflegefamilien gesucht – ein dringender Appell aus der Tierhilfe
Region - Ukrainekrieg oder steigende Tierarzt- und Lebenshaltungskosten, der Rücklauf an „Coronahunden“ und die bevorstehende Urlaubszeit… die sowieso schon angespannte Lage in den Tierheimen und tierheimähnlichen Einrichtungen spitzt sich zu.
Es ist schier unmöglich, alle Tiere, die dringend ein Zuhause benötigen, gut unterzubringen. Die meier Redaktion fragt nach bei Carmen Kellner-Baur, der ersten Vorsitzenden der Tierhilfe Franken e.V., die sich primär Unterstützung wünscht.
Ihr Verein kümmert sich seit vielen Jahren um die Vermittlung und Unterbringung von Kleintieren in Not. Der Schwerpunkt liegt bei Hunden.
Am wichtigsten ist es aktuell, viele neue Pflegefamilien zu finden, also Personen, die sich übergangsweise um ein Tier kümmern können, bis es seine „richtigen Menschen“ gefunden hat.
Pflegefamilie kann jeder werden. Singles, Senioren, Paare oder Familien mit Kindern. Einfach jeder, der genug Zeit hat, sich eine unbestimmte Zeit lang um ein Tier zu kümmern.
Die Tierhilfe unterstützt bei dem Vorhaben:
Um die Kosten muss sich niemand Sorgen machen, der ein Tier bei sich aufnehmen möchte. Falls der Pflegefamilie die finanziellen Mittel fehlen, werden Futter- und Tierarztkosten vom Verein übernommen werden.
Auch eine geplante Urlaubsreise muss wegen einer Tierpflegschaft nicht auf Eis gelegt werden. Während die Pflegefamilie in den Ferien ist, kümmert sich der Verein um eine alternative Unterbringung, wenn das Tier nicht mitgenommen werden kann.
Oft sind Hunde relativ lange bei der Pflegefamilie,
denn der Markt ist gesättigt. Es suchen viel mehr Hunde ein Zuhause, als es Menschen gibt, die sich einen Hund anschaffen möchten. Corona hat das Problem noch verstärkt, berichtet Frau Baur. Oft genug kommen Hunde zu ihr, die schon 5, 6 oder mehr „Zuhause“ durchlaufen mussten und immer wieder abgegeben werden. Meist liegt das nicht am Hund, sondern daran, dass Menschen ohne Erfahrung sich vorschnell ein Tier anschaffen und dann mit der Erziehung und Pflege überfordert sind.
Aber auch die gestiegenen Lebenshaltungskosten, das teurer gewordenen Futter fürs Tier und die Erhöhung bei den Tierarztkosten schlagen zu Buche. Manche Menschen können es sich auch einfach nicht mehr leisten, sich ein eigenes Tier zu halten und müssen ihre Fellnase schweren Herzens abgeben. Das ist für alle nicht leicht. Frau Baur berichtet über eine alleinerziehende Mutter, die kürzlich zu ihr kam und die bitterlich weinte, weil sie sich aus Kostengründen von ihrem Tier trennen musste. Viel zu hoch waren die Energie- und Lebensmittelkosten geworden. Nicht mehr leistbar für die junge Frau.
Man muss aber auch wieder abgeben können,
sagt Frau Baur, wenn man sich entschließt, Pflegefamilie zu werden. Denn die Betreuung ist nur übergangsweise gedacht. In seltenen Fällen ist ein Hund innerhalb weniger Tage vermittelt. Meist vergeht eine längere Zeit, bis das richtige Zuhause gefunden ist. Da kann einem ein Tier schon ans Herz wachsen. Trotzdem muss man sich dann trennen, denn die Pflegestelle wird für das nächste Tier in Not dringend benötigt. Und mit jedem weiteren Tier, das gepflegt wird, wächst die Erfahrung der Pflegefamilie und sie wird zu einer unverzichtbaren Säule der Tierhilfe. Da hilft es uns nicht viel, wenn die Pflegestelle dann das Tier plötzlich für immer behalten möchte und als Unterbringung für Notfälle dadurch nicht mehr zur Verfügung steht.
Alle Personen, die sich um eine Pflegestelle bewerben möchten, werden im Vorfeld von Frau Baur oder ihren Kollegen/Kolleginnen besucht und dabei die wichtigsten Eckpunkte geklärt. Eine Pflegestelle kann eines oder auch mehrere Tiere gleichzeitig betreuen. Auch Familien, die bereits ein eigenes Tier haben, das sich gut mit anderen verträgt, sind toll als Pflegestelle geeignet.
Eine Bitte hat Frau Baur an alle Pflegestellen. Die Hunde müssen bei ihr abgeholt werden. Zeitlich bringt es sie sonst an ihre Grenzen, wenn sie die Tiere von A nach B fahren muss. Dadurch, dass ihre Organisation ausschließlich mit Pflegestellen arbeitet, hat die Tierhilfe Franken einen weiten Einzugskreis. Von überall her rufen Menschen bei ihr an, die ein Tier gefunden haben und es vor der Unterbringung im Zwinger bewahren möchten.
Die Tierhilfe Franken e.V. wurde ursprünglich in Lauf an der Pegnitz gegründet. Nun ist der Verein in Betzenstein ansässig.
„Das ist zwar weit draußen, aber hier haben wir einfach ein tolles Gelände gefunden“, schwärmt Frau Baur. Ein riesiges Grundstück, auf welchem Obst und Gemüse angebaut wird und auch immer eine Gruppe von Hunden lebt, die sich gut verträgt. Sogar eine Quarantänestation gibt es dort. Der Verein gilt als tierheimähnliche Einrichtung und finanziert sich über Spenden, Mitgliedsbeiträge, durch Benefizveranstaltungen und durch den Verkauf von Eigenproduktionen, wie Säften, Marmeladen, Kuchen, Gelees, Kräutersalzen oder Lavendelsäckchen.
Jede helfende Hand und jede Spende ist willkommen. Ob zum Kuchenbacken, Spendenstand-Aufbau oder zum Duftsäckchen abfüllen. Aber auch ehrenamtliche Tiertrainer, Gassigeher, Texter oder Mediengestalter werden dringend gesucht.
Wer helfen und den Verein unterstützen möchte, oder eine Tierpflegschaft ins Auge fasst, der meldet sich gerne telefonisch bei Carmen Baur.
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