meier Magazin - Oktober 2024 / 25. Jhg.

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e.V. Pilze – Leckerbissen und Lebensspender Geht der Sommer feuchtwarm in den Herbst über, steigt die Vorfreude bei vielen Menschen: Auf in die Pilze! Pfifferlinge mit Knödeln, gefüllte Champignons oder panierte Parasole – Pilze sind schmackhaft, eine gute Fleischalternative und wachsen fast überall. Doch Vorsicht ist geboten: Wer wenig Erfahrung hat, sollte nicht einfach drauf los sammeln. Denn die Verwechs- lungsgefahr ist dabei groß, und der Verzehr giftiger Pilze kann im schlimmsten Fall im Krankenhaus enden. Corinna Hölzel, Referentin Abteilung Biodiversität des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), erklärt was es auch für erfahrene Sammler*- innen zu beachten gibt. Was genau sind Pilze? Pilze sind weder Tier noch Pflanze. Sie bilden in der Ordnung der Natur eine eigene Kategorie. Das Reich der Pilze ist besonders vielfältig. Von den geschätzt drei bis fünf Millionen Pilzarten sind die allermeisten bis heute nicht wissen- schaftlich beschrieben. Das Bundesamt für Natur- schutz geht in Deutschland von rund 14.000 Arten aus. Nur etwas mehr als 5000 sind mit bloßem Auge zu erkennen. Und das auch nur für kurze Zeit im Jahr – wenn sie ihre Fruchtkörper aus dem Boden oder Holz geschoben haben. Der eigentliche Pilz, sein Geflecht oder Myzel, lebt gut verborgen im Untergrund. Wo Pilze wachsen Hölzel:„Pilze gibt es praktisch über- all und das ganze Jahr hindurch. Doch ihre Fruchtkör- per bilden sich meist erst, wenn der Boden gut durch- feuchtet ist. Wer Pilze sammeln will, darf den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen – und sollte wissen, wo die Suche Erfolg verspricht.“ Viele beliebte Pilze wachsen auf nährstoffarmen, zum Beispiel sandigen Böden. Beliebte Speisepilze wie Maronenröhrling, Pfifferling und Perlpilz finden Sie vor allem in bodensauren Nadelwäldern. Steinpilze, Parasol, Rotkappe, Birkenpilz oder Täublinge zusätzlich auch unter Laubbäumen. Naturnahe Wälder mit alten Bäumen und reichlich Totholz versprechen ebenfalls Erfolg. Besonders hier findet man Pilze, die Holz als Nährboden nutzen. Zu den essbaren Arten zählen Hallimasch und Stock- schwämmchen, Austernseitling und Krause Glucke. Da sie ihrenWasserbedarf demHolz entziehen, sind sie weniger von Regenfällen abhängig. Naturschatz erhalten Beinahe alles, was wir in der Natur lieben und an- schauen, ist mit Pilzen verwo- ben. Alles Leben im Boden hängt vomWirken dieser Fadenwesen ab. 95 Prozent unserer Landpflanzen leben in Symbiose mit Pilzen, also in wechselseitiger Abhängigkeit zu beider Nutzen – auch Nahrungsmittel wie Mais und Getreide, Obst und Gemüse. Hölzel: „Wir tun gut daran, sorgsam mit den Pilzen umzugehen. Etwa ein Drittel unserer heimischen Pilzarten ist entweder sehr selten oder gefährdet. Fünf Prozent sind gar vomAussterben bedroht oder bereits verschwunden.“ Weniger das Sammeln gefährdet die Pilze als vielmehr die intensive Land- und Forstwirt- schaft. Besonders die Überdüngung der Böden und ihre Belastung mit schwerem Gerät sind ein Problem. Auch wer Mischwälder durch Monokulturen ersetzt, naturnahe Lebensräume zerstört, Magerwiesen zu Intensivgrünland umwandelt oder Feuchtwiesen und Moore trockenlegt, schadet der Pilzwelt. Richtig sammeln „Pilze für den eigenen Verzehr zu sammeln ist grundsätzlich unproblematisch. Solange darauf geachtet wird, nur das zu sammeln, was man wirklich selber essen kann. Sammeln Sie unbedingt nur, was Sie sicher kennen. Schonen Sie Naturschutz- gebiete und ernten Sie Pilzkörper, indem Sie den Stiel knapp über demBoden abschneiden. Auch das Putzen sollte im Wald erfolgen. So spart sich viel Arbeit zu- hause und alle Nadeln und Blätter verbleiben dort, wo sie hingehören“, gibt Hölzel zu bedenken. Abgesehen von einigen gut erkennbaren Arten gibt es auch zahlreiche Verwechslungsmöglichkeiten mit Giftpilzen. Bei mehr als jeder zweiten Art ist das nur mit einemBlick auf die Sporen und andere Mikromerkmale möglich. i Für Laien empfiehlt die BUND-Expertin, an einer fachkundigen Führung teilzunehmen, wie sie auch von BUND-Gruppen www.bund.net angeboten wird oder mit der Ernte bei einer Pilzberatung vorstellig zuwerden. BUND-Pressestelle < 44 : : Naturschutz : : Energiewende : : Artenschutz : : Nachhaltigkeit : : Klimaschutz Übertriebener Baumschutz in Nürnberg!? Mit großer Besorgnis verfolge ich die aktuelle Praxis des Baumschutzes in un- serer Stadt Nürnberg. Es scheint, als ob es zwei verschiedene Maßstäbe gibt, wenn es um den Umgang mit Bäumen geht: Einerseits dürfen Baufirmen und die Stadtverwaltung Bäume fällen, an- dererseits wird es den Bürgern verbo- ten, ihre eigenen Bäume zu entfernen, und dies sogar mit Strafen von bis zu 50.000 Euro geahndet. Natürlich ist es wichtig, unsere Umwelt zu schützen und Grünflächen zu erhal- ten. Bäume spielen eine entscheidende Rolle im städtischen Ökosystem, sie rei- nigen die Luft, spenden Schatten und sind Lebensraum für zahlreiche Tiere. Doch es wirkt widersprüchlich, wenn private Eigentümer, die vielleicht aus nachvollziehbaren Gründen einen Baum fällen möchten, mit hohen Stra- fen belegt werden, während gleichzei- tig Bauprojekte und städtische Planun- gen oft ohne Rücksicht auf den Baum- bestand durchgeführt werden. ... Daher rufe ich alle betroffenen Bürger auf, sich für den Schutz unserer Bäume und für gerechte Regelungen einzuset- zen. Lassen Sie uns unsere Stimmen er- heben und gemeinsam dafür sorgen, dass die Stadt Nürnberg eine faire und transparente Baumschutzpolitik ver- folgt, die sowohl demUmweltschutz als auch den berechtigten Interessen der Bürger gerecht wird. Schreiben Sie an die Stadtverwaltung, sprechen Sie mit Ihren Stadträten und beteiligen Sie sich an öffentlichen Diskussionen. Nur ge- meinsam können wir erreichen, dass sich etwas ändert! Florian Mikutta, Nürnberg < Leserbrief

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