meier Magazin - Februar 2024 / 25. Jhg.

16 Mühsam sind besonders all die Dokumentationen und Berichte, die gesetzlich von den Bauern und Bäuerinnen gefordert werden und die von Jahr zu Jahr mehr werden. Unser Gesprächspartner schätzt, dass er mittlerweile die Hälfte seiner Arbeitszeit im Büro verbringt, um alle gesetzlichen Bestimmungen zu erfüllen. Wertvolle Zeit, die er eigentlich der Arbeit amHof, seinen Tieren und Pflanzen widmen sollte. Denn da kennt er sich aus. Für Günther Bub liegt ein Problemdarin, dass Regelungen undVerordnungen oft gar nicht das berücksichtigen, was die Menschen in der Landwirtschaft mit ihrer Erfahrungen und ihremWissensschatz zu leisten vermögen. Schon sein Vater hat viele Dinge gewusst, die auf natürlichem Wege helfen, einen guten Ackerboden zu bewahren und auch seine Generation und die seiner Kinder lernen durch Traditionen, Überlieferungen, Aus- und Fortbildung und durch ihre tägliche Arbeit am Hof meist mehr von der Natur, als gesetzliche Bestimmungen jemals regeln können. Sinnvolle Fruchtfolgen, Untersaaten, das Einarbeiten von Ernteresten, der Anbau von Zwischenfrüchten und regelmäßige Bodenproben, als das berücksichtigen Bauer Bub und seine Familie schon seit Generationen, um ihren guten Ackerboden, ihr wertvolles Gut zu bewahren und zu verbessern. „Warum machen wir das überhaupt, wenn wir so vieles, das wir auf den staatlich geprüften, landwirtschaftlichen Schulen lernen, dann gar nicht anwenden dürfen?“, fragt sich Günther Bub ernsthaft. Auch beim Thema Düngen. Hier wird vieles per Verordnung bestimmt und per umfangreichen Dokumentatio- nen kontrolliert, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Bei einem vernünftigen Anbau macht ein „zu viel“ an Düngung keinen Sinn, denn einerseits sind die Preise für Düngemittel so immens gestiegen, dass kein wirtschaftlich denkender Landwirt zu viel davon verwenden wird. Außerdem tut es der Saat nicht gut, denn ein überdüngter Anbau liefert keine kräftigen, widerstandsfähigen Pflanzen. Der Bio-Obst und Spargelhof Bub wird immer mehr zum Selbstver- sorgerhof in Bioqualität. Das Futter für seine frei laufenden Tiere baut er nahezu vollständig selbst an. Da weiß er genau, was die Tiere bekommen und womit es ihnen gut geht. Die Familie Bub arbeitet stetig daran, das Tierwohl zu verbessern, gerade beim neuen Projekt, den Duroc Schweinen, die ebenfalls in Freilaufhaltung leben dürfen, sammeln sie täglich neue, wertvolle Erfahrungen. Aufgeben möchte er – trotz aller Widrigkeiten – nicht. Viel zu sehr sind seine Familie und er mit Leib und Seele in der Landwirtschaft tätig. Auch seine drei Kinder haben Berufe in der Brache ergriffen, weil sie es aus eigener Motivation heraus so wollten. David lernt Landwirt und Jakob ist Landmaschinen Mechatroniker, die Tochter Theresa macht nach erfolg- reich abgeschlossenem landwirtschaftlichem Studium den Hof, seine Produkte und überhaupt den Betrieb einer modernen Landwirtschaft in der Öffentlichkeit transparent. Über ihre ansprechenden Beiträge in den Social Media Kanälen, den Kontakt mit den Medien, als Botschafterin in Gestalt der Spargelkönigin oder als jüngstes Mitglied der Landfrauen – sie selbst bezeichnet sich in ihren Meldungen als „regionalverliebt“. Wer den Betrieb in Zukunft übernehmen wird, steht aber noch nicht fest. Trotzdem, verrät Günther Bub uns, kann man eigentlich guten Gewis- sens keinem jungenMenschenmehr dazu raten, in die Landwirtschaft zu gehen . Er habe Glück gehabt, dass alle in seiner Familie sich mit ganzemHerzen für ihren Einsatz auf dem Hof entschieden haben, das macht vieles einfacher, wenn man im verlässlichen Familienverbund agieren kann. Dennoch befürchtet Bauer Bub, dass nach und nach die regionalen Betriebe verschwinden werden, wenn sich in der Politik nichts ändert. Und auch er spricht die stetigen Teuerungen auf der einen Seiten und den Verfall der Getreidepreise andererseits an. Durch die immens gestiegenen Dieselpreise hat er alleine schon rund 6.000 € mehr Treibstoffkosten zu tragen, als noch in den Jahren zuvor. Nun kommen die gestrichenen Subventionen hinzu, die nochmal ein Loch von rund 2.000 € in das Hofbudget reißen. Was er sich von der Politik wünscht, wäre ein klares Statement an die regionale Landwirtschaft, ein Schritt hin zu den Erzeugern vor Ort. Die Menschen sollten haupt- sächlich landwirtschaftliche Produkte aus dem eigenen Land beziehen dürfen. Einen engen Radius um regional erzeugte Nahrungsmittel, die dann zu erschwinglichen Preisen den Menschen vor Ort zur Verfügung stehen. Den Verzicht auf Billigimporte und die Förderung der Produktion vor Ort, im Umkreis der Verbraucher. Damit wir alle wieder gute, heimische und nachhaltig erzeugte Produkte genießen können, die – ohne lange Lie- ferketten – aus einem Umkreis von maximal 80 km stammen. Anja Albrecht, meier Redaktion < © Bio-Obst und Spargelhof Bub

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