meier Magazin - Februar 2024 / 25. Jhg.

15 Dabei sind es gar nicht die Streichung der großen Subventionen wie Agrardiesel oder Kfz-Steuer, die ihm selbst Sorge bereiten, sondern es sind die vielen kleineren Beihilfen, die ebenfalls schwinden und die so wichtig für den Erhalt seines Unternehmens wären. „Agrardieselpreise sind für unseren kleinen Betrieb nicht so entscheidend, denn unsere Arbeit ist eher Handarbeit, für die wir wenig Maschinen einsetzen“. Der Vollblut-Landwirt klingt frustriert. Sein Fokus liegt im Anbau von ehrlich erzeugten, biologischen Lebens- mitteln. Ihm geht es nicht um Gewinnmaximierung, sondern um einen ökologisch sinnvollen Anbau und faire Preise. Und auch Reiner Wied- mann sieht eine große Diskrepanz zwischen den Ansätzen der Landes- politik, die sich 30 % Ökolandbau wünscht, und den Beschlüssen der Bundesregierung, die den kleinen Betrieben, die die Anforderungen schon erfüllen, die Existenzgrundlage dazu rauben. Gerade bei diesen kleinen Landwirtschaften wären Hilfen unerlässlich. Für seinen Erlebnisbauernhof bekommt er noch Unterstützung vom Ministerium, aber auch in diesem Bereich gibt es für ihn keine Planungs- sicherheit. Viel zu wackelig sind die späten Entscheidungen der Politiker. Jahr für Jahr bangen um die Fortsetzung der notwendigen Unterstüt- zungsleistung. Was Reiner Wiedmann sich von der Politik wünscht, sind langfristige Konzepte und Aufklärungsarbeit. Für ihn wäre viel geschehen, wenn bereits in den Schulen auf das wich- tige Thema Nahrungsmittel und die Notwendigkeit von ökologischem Anbau eingegangen würde. Dann könnten die Menschen am Ende unterscheiden, was das„regional“ von Anbietern wie dem Holzhobelhof im Vergleich zum „regional“ auf den bunten Discounter-Verpackungen bedeutet. Sie würden reife leckere Lebensmittel den geschmacksarmen, aber optisch hübschen, der Norm entsprechendenWaren vorziehen. Und erst dann könnten die Konsumenten wirklich zwischen einem billigen und einem fairen Preis unterscheiden. Für sinnvoll hält er auch, dass seitens der Politik mehr darauf geachtet wird, wo genau Subventionen ankommen sollen, damit die Höfe mit den kleinen Erträgen die Chance zum Überleben haben. Künftig wird der Holzhobelhof wieder mehr Energie in die SoLaWi ste- cken. Das Konzept gibt es dort seit 2020 und es basiert auf Ernteteilung. Familien können beimHolzhobelhof ein Jahresabo abschließen und sich dafür regelmäßig saisonale Kisten in Biolandqualität mit Kartoffeln, Karotten, Lauch, Gurken, Paprika, Kürbis, Salat, Zwiebeln oder Kohl ab- holen, in denen das gesunde, biologisch angebaute Gemüse so aussehen darf, wie es eben von Natur aus gewachsen ist. Und vielleicht zieht dann auch wieder die Nachfrage der KundInnen nach Eiern an, wenn sie sehen, wie glücklich und frei die Hühner am Holzhobelhof leben dürfen und dass man auch den männlichen Küken dort eine Chance zum Leben gibt. Auch in Oberreichenbach beim Bio-Obst und Spargelhof Bub sieht man aktuell mit Sorge auf das Überleben in der Landwirt- schaft. Günther Bub und seine Frau Diana bauen Spargel, Bio-Obst, Tabak, Getreide, Holunder und Nüsse an, sie halten Freiland-Hühner, Gänse und frei laufende Schweine. Die Produkte und Erzeugnisse bieten sie in ihrem Hofladen an. Bei den Demonstrationen in Nürnberg und Roth haben sich Günther Bub und seine Familie abwechselnd beteiligt, um die Arbeit zu Hause nicht liegenzulassen. Denn auch sie möchten für den Erhalt der regionalen Landwirtschaft kämpfen. Seine Tochter Theresa, studierte Landwirtin, berichtet auf den Social-Media-Kanälen über die Teilnahme an den Demonstrationen. Bedrückend ist das, was uns Bauer Bub im Interview schildert. Er erzählt von behördlich angeordneten Drohnenflügen, die mittlerweile unseren Bauernstand überwachen, ob wirklich die gemeldete Frucht auf den Äckern angebaut wird. Immer wieder einmal liefern die Drohnen Falsch- meldungen und die Landwirte müssen dann umständlich nachweisen, dass es sich um Fehlinformationen handelt. Nach EU-Verpflichtung angeordnet wurde auch, dass 4 % der Acker- fläche brachliegen müssen, Bauer Bub darf also auf diesem Teil seiner landwirtschaftlichen Fläche nichts anbauen. Diese Bestimmung gab es in früheren Jahren schon ein- mal, sie wurde aber aufgrund der Coronakrise und des nachfolgenden Ukrainekrieges ausgesetzt, um die fehlenden Getreidelieferungen aus- zugleichen und die Nahrungsmittelsicherheit zu gewähren. Nun gibt es sie wieder, die Bestimmung, von der Günther Bub nicht viel hält. Er be- gründet seine Ansicht dazu mit demVergleich zu einem herkömmlichen Beet imGarten:„Wenn man da ein Jahr lang nichts macht, dann vermehrt sich das Unkraut rasend schnell und man bekommt es anschließend nur noch schwer aus dem Boden heraus“ – so ist es auch mit den brachlie- genden Äckern. Nach der Zeit der Pflichtbrache ist es besonders müh- sam, den Boden für die neue Frucht vom Unkraut freizuhalten. Günther Bub bewirtschaftet den Acker dann lieber mit einer Zwischenbegrünung, die er zwar nicht nutzen darf, sondern wieder in den Boden einarbeiten muss, die jedoch besser für den Bodenerhalt geeignet ist. Auch diese Bestimmung beschert den Bauern also zusätzliche Mühen. 8 & Fair

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