meier Magazin - Februar 2024 / 25. Jhg.

14 meier® Magazin / Redaktion Aufstand der Landwirte, Bauernproteste – was hat die Politik in Berlin mit den Erzeugern vor Ort zu tun? Täglich neue Nachrichten über Traktorenkorsos und Straßenblockaden, über verärgerte Bauern und aufgebrachte Bürger, die Menschen äußern lautstark ihre Meinung undman gewinnt den Eindruck, als ob hier eine Schmerzgrenze erreicht worden wäre. Ist das so? Wir haken nach. Welche Auswirkungen haben die Entscheidungen aus Berlin nun wirklich auf unsere Region? Was trifft die Erzeuger hier vor Ort am meisten? Wo drückt der Schuh denn tatsächlich bei unseren heimischen Nahrungsmittelherstellern? Die meier Redaktion spricht mit drei regionalen Bauern über die aktuelle Situation. Manfred Winkler und seine Gustenfelder Kollegen aus der Landwirt- schaft waren bei Protesten in Nürnberg und Roth dabei. In einemYouTube-Video (www.meier-magazin.de/link/390 ) erklären sie, was ihnen aktuell wichtig ist. ImObstbaubetriebWinkler werden, wie der Name schon sagt, regionale Obstsorten wie Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Haselnüsse, Trauben und Erdbeeren angebaut. Es gibt einen Hofladen und eine Brennerei. (Wir berichteten im November über das innovative Wasserspeicher- konzept des Betriebes, www.meier-magazin.de/article/11445 ). ManfredWinkler gibt den bundesweit fordernden Bauern recht. Er selbst, so räumt er ein, hat durch den Weg der Direktvermarktung über seinen Hofladen eine bessere Ausgangslage als die herkömmlichen Erzeuger, denn die können ihren Preis kaum selbst bestimmen. Sein oberstes Ziel ist es, gute Nahrungsmittel für die Region herzustellen. Für die Erzeugung sind in seinem Betrieb Maschinen notwendig und natürlich tut es weh, wenn die Subventionen für Agrardiesel und Kfz-Steuern fallen und außerdem die MwSt. angehoben und CO²-Steuer entrichtet werden muss. Dass sich das unweigerlich auf den Preis auswirkt, ist völlig schlüssig und da stünden die aktuellen politischen Entscheidungen im Widerspruch mit einer sinnvollen, gerechten Nahrungsmittelproduktion . „Nahrungsmittel sollen für alle da sein und somit müssen auch vernünftige Preise an den Kisten im Hofladen und überall in den Geschäften stehen“. Das ist in der Landwirtschaft nur mit Subventionen leistbar, weiß der Obstbauer aus Gustenfelden, denn sonst steigt der Preis, den der Erzeu- ger für seine gute Arbeit verlangen muss. Und am Ende sind qualitativ hochwertige Nahrungsmittel so teuer, dass sie sich nicht mehr jeder Bürger leisten kann. Und genau das ist der Punkt, dafür kämpfen Manfred Winkler und seine Kollegen. Es muss möglich sein, erschwingliche Nahrungsmittel für alle Bevölkerungsschichten, auch regional, herzustel- len. Das stabilisiert den sozialen Frieden und fördert den Anbau vor Ort. Es geht um Ernährungssicherheit, denn wenn diese nicht mehr gegeben ist, werden die Menschen unzufrieden und gehen auf die Straße. Widerspruch sieht Manfred Winkler auch darin, dass die Regionalpolitik sich sehr wohl mit Herzblut für einen florierenden regionalen Anbau starkmacht, für Nachhaltigkeit, für heimische Landwirtschaft und kurze Transportwege wirbt. Die Bundesregierung hingegen setzt seiner Meinung nach dieses „Pfund“ aufs Spiel, entzieht den regionalen Anbietern die Basis und spaltet die Gesellschaft. Denn aktuell ist unklar, wie lange sich sozial Schwache und Mittelschicht diese Spirale aus steigenden Preisen bedingt durch schwindende Subventionen und steigende Herstellungskosten überhaupt noch leisten können. Auf unsere Frage, was Obstbauer Winkler sich denn von der Politik wünscht, kommt eine klare Aussage, „Regionale Entscheidungen sollen wieder in der Kommune getroffen werden dürfen“. Viel zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen in den einzelnen Regionen hinsichtlich Klima, Gelände oder Bevölkerungsdichte. Da könne man nichts über einen Kamm scheren. Aktuell bedroht bei- spielsweise eine Rabenplage seine Obstplantagen. Doch den Behörden vor Ort sind durch landesrechtliche Bestimmungen im Baurecht und Um- weltrecht die Hände gebunden. Für sein„Rabenproblem“ gibt es aktuell keine praktikable Lösung, dabei müsse schnell gehandelt werden. „Das kann existenzbedrohend sein, wenn die Kommunen nicht aktiv werden dürfen.“ Ähnliche Beispiele finden wir beim Thema Wolf, Bär, Biber oder Otter u.v.m. EU-Recht oder Bundesrecht kann in vielen Fällen nicht die Lösung sein. Die Aufgaben sollten behördlich nach unten – also in die Kommunen delegiert werden dürfen. Auch beim Betreiber des Holzhobelhofes stoßen die Bauernproteste auf volle Zustimmung. Reiner Wiedmann und seine Frau Annette bewirtschaften den Hof und bieten ökologische, regional angebaute Produkte in Biolandqualität an. An den Protesten konnten sie nicht teilnehmen, denn sonst hätte die täg- liche Arbeit liegen bleiben müssen. Neben dem Hofladen ist Annette Wiedmann ausgebildete Erlebnisbäuerin und zeigt Kindern, Schulklassen und interessierten Eltern, was es auf einem Erlebnisbauernhof alles zu entdecken gibt. Die Streichungen in den Subventionen tun dem Betrieb weh. Rund auf die Hälfte seines Hühnerbestandes musste er schon verzichten, da die Kunden weniger Eier kaufen. Die Ursachen für die rückläufige Nachfrage kennt er nicht, aber er vermutet einen Grund in den vielen beängstigen- den und verwirrenden Nachrichten der sozialen Medien. Die Menschen sparen, weil alles teurer wird, sie haben Angst, ihren Lebensunterhalt bald nicht mehr bestreiten zu können. Er weiß, dass es mit dieser Aus- gangslage nahezu unmöglich ist, die gestiegene MwSt. oder die CO²-Steuer auf die Preise im Hofladen umzulegen. Viel zu groß ist die Angst, dass der Holzhobelhof dann gar nicht mehr mit seinen Preisen mithalten kann. Das möchte er seinen treuen Stammkunden nicht antun. © Bio-Obst und Spargelhof Bub

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