meier Magazin - August 2024 / 25. Jhg.

56 meier® Magazin / Redaktion Strauß, Pfau und anderes Feder- und Pfotenvieh – eine bunte Wohngemein- schaft auf dem Lebenshof im oberpfälzischen Oberndorf bei Freystadt befindet sich der Lebenshof Erlbacher. Ein besonderer Ort für Tier und Mensch, an dem„Lebenlassen“ aus tiefster Überzeugung praktiziert wird. Die meier Redaktion besucht Harald Erlbacher an einem sonnigen Julitag auf seinem Hof. Wir haben durch Recherche von der Kehrt- wendung der Erlbachers erfahren, die von der Straußenfarm mit kommerziellem Eier- und Fleischbetrieb hin zu einem Lebenshof führte, auf demnun Tiere leben können, die weder geschlachtet noch in einer anderen Form als Nutztiere gehalten werden. Harald Erlbacher erzählt uns seine Geschichte dazu. Vor rund 20 Jahren begann er mit der Züchtung von Straußvögeln. Die ersten 6 Tiere kaufte er von Züchtern aus Deutschland. Er investierte in eine Brutsta- tion und Unterstände, damit die sechs Gockel und Hennen rasch für Nach- wuchs sorgen sollten. Die Rechnung ging auf und auf dem Gelände neben seinem Elternhaus hatte Harald Erlbacher schnell eine beachtliche Herde von 150 Tieren zusammen. Der Verkauf von Straußenfleisch und Straußeneiern nahm Fahrt auf und die Familie Erlbacher konnte es als solide Einnahmequelle bezeichnen. Ein leichter Lebenserwerb war es aber nie, denn neben den beachtlichen Kosten für Futter und Tierarzt und dem hohen persönlichen Einsatz fingen auch die Behörden an, Druck zu machen und ordneten oft unerfüllbare Auflagen an. Nach und nach wurde Harald Erlbacher zum Straußexperten und eignete sich viel Wissen um die interessanten Vögel an. Er kämpfte mit den Ämtern um jegliches Verständnis und brachte viel eigenes erworbenes Know-How zumThema Ernährung und Lebensbedingungen der afrikanischen Vögel in die endlosen Debatten mit ein. Doch je mehr er sich mit dem Strauß als Lebewesen beschäftigte, desto lauter wurde sein eigenes persönliches Gewissen. Immer schwerer fiel es dem Straußenfarmbesitzer, hinaus auf die Koppel zu gehen und das nächste der rund 140 Kilogramm schweren Tiere auszuwählen, das in Kürze zum Schlachter geführt werden sollte. Ein Tier, um das er sich zuvor monatelang gekümmert und es aufge- zogen hatte. Und eines Tages brachte er es dann gar nicht mehr übers Herz, über Leben und Tod entscheiden zu müssen. Da bekamdie Straußenfarmein neues Konzept und wurde zum Lebenshof, kein Tier musste mehr durch Menschenhand sterben. „ Irgendwie hat alles zusammengepasst. Die Preise für Soja (die Basis für das Straußenfutter) explodierten, spätestens seit der Ukrainekrise, und kaum ein Abnehmer war noch bereit, einen hohen Kilopreis für hochwertiges Strau- ßenfleisch zu bezahlen. Die Nachfrage nach Straußenfleisch nahm ab, auch weil günstiges Straußenfleisch wegen der Vogelgrippe nicht mehr aus Südafrika exportiert werden durfte und so das Produkt völlig aus dem Fokus der Menschen verschwand. Heute hat sich der Bestand an Straußen auf der Farm drastisch reduziert. Nur noch 5 der imposanten Laufvögel leben in Frey- stadt. Die Hennen legen zwar regelmäßig Eier und brüten auch fleißig darauf, aber in diesem Jahr schlüpfe keine Küken. Viel zu nass war das Jahr bislang. Undmit der Aufzuchtstation nachzuhelfen, passt nicht mehr zumVerständ- nis der Erlbachers. Sie sind zu Tierkümmerern geworden. „Mittlerweile werde ich angerufen, wenn es irgendwo Bestände an Straußen gibt, die dort nicht mehr gehalten werden können, wo sie aktuell leben“. Dann fährt Harald Erlbacher hin und hilft. Der schöne weiße Hengst hat eine Hufkrankheit, die ihm an manchen Tagen Schmerzen beimGehen bereitet. Hennen und Hähne in Hülle und Fülle Strauß Oreo alias Holger Kein Leistungsdruck auf dem Lebenshof Hühner laufen auf dem Lebenshof auch frei herum

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