meier Magazin - April 2024 / 25. Jhg.

die besten Plätze, ganz oben auf den Stangen, die anderen müssen es sich darunter bequem machen. Die Hühner machen das von ganz alleine. Dann gehen die Klappen automatisch zu und die Herde ist sicher vor Fuchs und Marder geschützt, bis zum nächsten Morgen, wenn sich Tageslicht auf dem Gelände breit macht. „So ein mobiler Hühnerstall hat auch den Vorteil, dass man die Hühner recht schnell auf eine neue, ebenso großzügige Fläche trans- portieren kann, wenn die alte Fläche abgescharrt ist“. Dann gibt es wieder frisches Gras unter den Hühnerfüßen. Aus 220 Hennen und 3 Hähnen besteht die aktuelle Herde vom Holz- hobelhof. Bei so viel weiblichem Federvieh können drei stolze Hähne relativ gut in Gemeinschaft mit den anderen Gockeln leben. Es sind genug Damen da, man braucht sich um die Gunst nicht zu streiten.„Lohmann braun“ heißt die Hühnerrasse im Holzhobelhof. Braun deshalb, weil die schlanken, agilen Tiere braune Eier mit fester Schale legen. Manchmal, so erzählt uns Annette Wiedmann, muss sie schmunzeln, denn zu Ostern wollen die Menschen dann nur weiße Eier kaufen. Diese„Produktänderung“ können ihre Hühner aber rassebedingt nicht erfüllen. Lohmann braun bleibt Lohmann braun. Doch auch braune Eier lassen sich hübsch färben. Für Naturtöne und warme Farbnuancen bieten sie eine reizvolle Grundlage. Um ihren Kunden bunte Ostereier anzubieten, nehmen Reiner und Annette einiges auf sich. „Viele Menschen möchten zwar sonst Bioeier kaufen, aber zur Osterzeit machen sich etliche Eierkäufer gar keine Gedanken, was für ein gefärbtes Ei da vor ihnen bunt leuchtet.“ Oft sind es Eier aus schlechter Tierhaltung, gefärbt mit irgendeiner Farbe. „Da sollte man gerade zu Ostern schon genau auf die Kennzeichnung achten und darauf, was und wo man kauft“. Die Wiedmanns fahren mit einem Transporter vor der Osterzeit nach Neumarkt St. Veit. Dort steht eine der seltenen Biofärbeanlagen. 1.500 Eier vomHolzhobelhof werden dort dann an einemTag„osterfein“ gemacht. In der Färbestraße werden sie gekocht, gefärbt und mit einem Biolack versehen, damit sie schön glänzen.„Rechnen tut sich dieser Auf- wand nicht“, wirft Reiner Wiedmann ein, aber sie möchten ihrer Kund- schaft den Wunsch nach bunten Ostereiern erfüllen. Für all diejenigen, die ihre Eier gerne selbst färben, hat AnnetteWied- mann noch einen Tipp: Die rohen Eier müssen schon etwa zwei bis drei Wochen alt sein, dann kannman sie gut kochen und optimal zumVerzehr schälen. Bei frischeren Eiern besteht oft das Problem, dass viel zu viel von der Eiweißschicht beim Schälen an der Schale hängen bleibt und das Ei in der Hand zerfällt. Jeder sollte sich überlegen, wo er seine Eier kauft, appelliert sie an alle Konsumenten. Optimal sind Bioeier vom Direkter- zeuger mit dem Stempel „0“ oder „1“. Die sind zwar etwas teurer, aber man tut sich selbst und den Tieren wirklich etwas Gutes. Und schön anzuschauen ist so eine Hühnerherde allemal. Ganz besonders für die Kinder, die ihre Eltern zum Einkaufen begleiten. „Junge Legehennen beginnen bei uns mit einem Alter von 18 Wochen mit der Eierproduktion. Danach legen sie etwa 21-22Wochen sehr fleißig. Am Ende dieser Zeit lässt dann der Ertrag und die Qualität der Eier nach. Die Tiere brauchen eine wohlverdiente Pause. „In herkömmlichen Betrieben bedeutet diese Pause aber oftmals auch das Ende der Tiere“. Nicht so im Holzhobelhof. Die glücklichen Hennen dürfen in die Mauser gehen. Sie bekommen in dieser Zeit ein anderes Futter, müssen keine Eier produzieren, das Gefieder kann schön nachwachsen und die Hennen genießen ihre Erholung, bis sie wieder gestärkt in eine neue Legephase flattern. „Unser Biofutter beziehen wir von einer Getreidemühle bei Würzburg, auch das ist etwas teurer in der Anschaffung, aber das sind uns unsere Tiere wert“, wirft unsere Interviewpartnerin ein. „Süße gelbe Küken gibt es bei uns nicht zu sehen“, erklärt sie.„Wir kaufen unsere jungen Biolegehennen von einem Betrieb in der Fränkischen Schweiz, der auch die männlichen Giger leben lässt. Aus ihnen werden dann Gockelprodukte gemacht, die wir auch im Hofladen anbieten“. Auf unsere Frage, obman denn nur kleine Eier kaufen sollte, umdas Huhn zu schonen, hat AnnetteWiedmann eine klare Antwort: Die Eigröße hängt vom Alter des Huhns ab. Junge Hennen legen „S“ Eier, die älteren Lege- hennen liefern„L“ Eier, das kann FrauWiedmann gar nicht beeinflussen. Dann ist „Gansalarm“ – auf dem Nachbarhof, ein paar Meter weiter wird es unruhig. „Flauschi“ macht das Ge- lände unsicher. Flauschi ist ein zuckersüßer Gänse- rich, der aktuell etwas durch den Wind ist. Tief oranger, frecher Schnabel, grau gemasertes, weiches Gefieder, lachsfarbene Plattfüße und muntere Knopfaugen mit fordern- dem Blick. Sein Gänse- mädchen hat angefangen zu brüten und er weiß nichts mit sich anzufan- gen. 10 große Gänseeier liegen im Nest und … 8 17 Annette Wiedmann zeigt uns die abgeschirmten Legestellen für die fleißigen Hennen – schon liegen wieder drei neue Eier da. Ein Gänserich wie aus dem Bilderbuch: „Herr Flauschi“

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