meier Magazin - Weihnachten 2023 / 24. Jhg.

46 Kolpingsfamilie Schwanstetten im Kolpingwerk Deutschland e.V. Herausforderung Demenz „Herausforderung Demenz“ war das Thema, zu demdie Kolpingsfamilie Schwanstetten und die Katholische Erwachsenenbildung Roth-Schwabach eingeladen hatten. Elisabeth Ziem, gelernte Krankenschwester und Mitarbeiterin im ambulanten Pflegedienst der örtlichen Diakonie, begrüßte im vollbesetzten Pfarrsaal im Katholischen Kirchenzentrum, Frau Petra Lobenwein von der Fachstelle für pflegende Angehörige in Roth als Referentin. Frau Lobenwein erklärte zur Einstimmung: „Normale Alters- vergesslichkeit oder Demenz ist ein ganz normaler Alterungs- prozess: Das Gehirn funktio- niert wie gehabt, es dauert nur alles etwas länger.“ Zu den nor- malen Veränderungen im Alter zählen zum Beispiel: Beeinträchtigung beim Spei- chern von kurz zurückliegen- den Ereignissen, erschwerter Wortabruf, Wortfindungs- störungen, erhöhte Ablenkbar- keit, geistige Verlangsamung, Abnahme der Konzentration, Zunahme kognitiver Inflexibili- tät, Beeinträchtigung des schnellen, effektiven und zielgerichteten Handelns. Zur normalen Vergesslichkeit gehört auch, Gewusstes zu vergessen, sich später aber wieder daran erinnern zu können – während dem Sprechen manchmal nach dem richtigenWort zu suchen. Gelegentlich Gegenstände verlegen, z.B. eine Brille oder die Fernbedienung. Kurzzeitig Inhalte von Gesprächen vergessen. Rezepte und Beschreibungen nicht finden können. Manchmal vergessen eine Rechnung zu überweisen. Gelegentlich eine Abbiegung verpassen. Woran aber erkennt man eine krankhafte Veränderung? Bei welchen Symptomen sollten Sie als Angehöriger aufmerksam werden? Während dem Sprechen ständig nach Wörtern suchen; falsche Wörter verwenden; Wörter häufig wiederholen. Wiederholt Gegenstände an ungewöhnliche Orte legen. Zunehmend wichtige Termine oder Ereig- nisse vergessen; wieder und wieder nach denselben Dingen fragen. Regelmäßig komplette Gespräche vergessen, Rezepte und Beschreibun- gen nicht mehr verstehen können. Finanzen nicht mehr regeln können. Sich an vertrauten Orten nicht mehr zurechtzufinden. Definition der WHO: Ein Mensch leidet unter einer Demenz, wenn folgende Aussagen auf Ihn zutreffen: • Gedächtnisstörungen • Einbußen im Bereich der Sprachfähigkeit • Beeinträchtigungen beim Ausführen von einfachen Handlungen • Probleme beimWiedererkennen von vertrauten Objekten • Orientierungsprobleme. Was ist eine Demenz? Eine schwere Erkrankung, bei der Gehirnzellen absterben, fortschreitend, im Verlauf ihrer Krankheit sehr viele Aspekte der menschlichen Gesund- heit angreift, bei weitem nicht nur das Gedächtnis. Die Krankheit ist lebensbegrenzend, der Verlauf kann durch Medikamente verlangsamt werden. Die Demenz erkennen und dem Betroffenen unterstützend begegnen ist wichtig, aber nicht leicht. Diskussionen führen zu Streit, denn der Demenzkranke hat immer recht. AmAnfang der Erkrankung versucht der Patient häufig Schutzstrategien zu entwickeln, um im Alltag mit den Beeinträchtigungen nicht aufzufal- len. Relativieren, Somatisierung, Fremdbeschuldigen. Ziel ist es, den Erkrankten wieder in seine Kraft zu bringen, sein Selbstvertrauen zu stärken, Beziehung mit ihm zu gestalten, ihn abholen, wo er sich gerade befindet, mit seinen Gedanken, Blicken, Gefühlen. Ihmmit einem freund- lichen Gesicht und einem warmen Ton zu begegnen. Zeit schaffen für eine freie Situation, die kein konkretes Ziel hat. Ich nehme mir Zeit, die ichmit der Person teile. Warten können, dem Kranken Zeit geben, bis er mich verstanden hat. Ihm folgen, schauen, was er macht, wie er reagiert. Benennen, was der Erkrankte sagt oder tut. Sagen – nicht fragen. Ihn nicht ausschließen, sondern in der Gruppe, im Verein, in der Gemeinschaft unterstützend begegnen, seinen Selbst- wert erhalten. Frau Lobenwein gab auch den Hinweis, wie wichtig die Aktivierung im Alltag mit machbaren Aufgaben ist. Auch der Aufenthalt in einer Tages- pflegestation ist kein Abschieben, sondern ein Gewinn für den Patienten. Der Pflegestützpunkt Roth pflegt nicht selbst, sondern hat Beratungsfunktion. Bei der Diakoneo, Fachstelle für pflegende Angehörige in Roth, Weinbergweg 16, Tel.: 09171 81- 4500, erhalten Sie Unterstützung zu allen Fragen rund um das Thema Pflege und Versorgung eines erkrankten Familienmitglieds, sowohl bei der Antragstellung eines Pflegegrades, so wie bei der Vermittlung von Unterstützungsmöglichkeiten, als auch beim Umgang mit einem an Demenz erkrankten Angehörigen, und vielen anderen Fragen, die sich im Kontext Pflege stellen. Paul Barth, Öffentlichkeitsarbeit < links Petra Lobenwein, Dank von Elisabeth Ziem. ©Wolfgang Reisenhauer

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