meier Magazin - Juli 2023 / 24. Jhg.

Garten- Saison 2023 Wild auf Garten 44 Der Haussperling bleibt 2023 die Nummer 1 der bay. Gartenvögel. © Dieter Hopf, LBV © meier Magazin LBV Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. So wenige Vögel pro Garten wie noch nie Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel 2023. Mehr als 11.900 Natur- freundinnen und Naturfreunde in ganz Bayern haben vom12. bis zum 14. Mai für das bürgerwissenschaftliche Projekt Vögel gezählt . Im Rahmen der großen Mitmachaktion des bayerischen Naturschutzver- band LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und seinem bundes- weiten Partner NABU meldeten sie über 258.000 Vögel aus etwa 9.000 Gärten, Balkonen und Parks. So können die Naturschützer*innen des LBV langfristige Trends im Bestand der bayerischen Gartenvögel erkennen. Mit durchschnittlich nur etwa 28 Vögeln beobachteten die Teilnehmen- dendieses Jahr so wenige Vögel, wie noch nie seit Beginn der Aktion im Jahr 2006. Wer wissen will, wie es um die Vogelwelt im eigenen Regie- rungsbezirk oder Landkreis steht, findet regionale Ergebnisse zur Stunde der Gartenvögel unter www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de In diesem Jahr wurden bei der Stunde der Gartenvögel acht Vögel pro Zählort weniger als noch vor 10 Jahren gemeldet. Den Naturschützer *innen des LBV stellt sich die Frage, ob sich die wissenschaftlich belegte, drastische Abnahme vieler Vogelarten auf Wiesen und Feldern nun bei Vogelarten in Bayerns Städten und Dörfern fortsetzt. Die Gründe dafür können vielfältig sein: „Ökologisch wertvolle Lebens- räume im Übergangsbereich zwischen Siedlung und Kulturland werden zunehmend bebaut. Dort verschwindenVogelarten, wieWendehals, Gar- tenrotschwanz und Grauschnäpper. Einst häufige Arten, wie Haussper- ling oder Mehlschwalbe, finden an glatten Hausfassaden zu wenig Nist- möglichkeiten“, erklärt Angelika Nelson. Im Siedlungsraum gehen natur- nahe, unversiegelte Grünflächen mit alten Baumbeständen und Hecken verloren. Das Nahrungsangebot, vor allem an Insekten, wird knapp für Bachstelze, Bluthänfling und Gartengrasmücke. Hinzu kommt die Klimakrise, deren konkrete Auswirkungen noch nicht absehbar sind. "Manche Standvögel, wie Zaunkönig und Türkentaube, mögen von den wärmerenWintern profitieren. Auch Kurzstreckenzieher, wie Hausrotschwanz und Mönchsgrasmücke können sich vielleicht ein längeres Frühjahr und damit eine verlängerte Brutzeit zunutze machen", so die LBV-Ornithologin. Doch Starkwetter-Ereignisse und Trockenperi- oden, wie sie auch in Bayern immer häufiger vorkommen, werden sich wohl überwiegend negativ auf die Vogelwelt auswirken. Wohlfühlort: wilder Garten Um dem vermeintlich negativen Trend und Wandel im Siedlungsraum entgegenzuwirken kann jede und jeder etwas beitragen. Von struktur- reichen Gärten, mit samentragenden Wildblumen, Beerensträuchern, Hecken und Totholz profitieren viele Arten, so auch zum Beispiel der Stieglitz. Ihn beobachteten die Teilnehmenden in diesem Jahr in 16 Pro- zent der Gärten und damit weitaus häufiger als im vergangenen Jahr. „Eine ähnliche Entwicklung fiel uns bereits bei der Stunde der Wintervö- gel im Januar auf. Es könnte ein Indiz dafür sein, dass mehr Menschen den Mut zur kleinenWildnis vor der Haustür finden und dem Stieglitz als Samenfresser somit ein passendes Buffet bieten“, sagt Angelika Nelson. Die Top 10 der Gartenvögel Der Haussperling bleibt 2023 die Nummer 1 der bayerischen Gartenvögel. Hinter dem Haussperling auf Rang 2 landet die Amsel, den letzten Platz auf dem Siegertreppchen sichert sich der Star. Hinter ihnen auf Rang 4 flattert in diesem Jahr die Kohlmeise. Ihr folgt der Feldsperling, der ihr bis zum Ende des Meldezeitraums dicht auf den Fersen war. Die Blau- meise landet auf Platz 6 und verzeichnet imGegensatz zum vergangenen Jahr einen leicht positiven Trend. Ihren Stammplatz sichert sich bereits das zwölfte Jahr in Folge die Elster (7.) Deutlich zulegen konnte in diesem Jahr der Grünfink. Reichte es vergangenes Jahr nur für Platz 10, landet der gelb-grüne Finkenvogel dieses Jahr auf Rang 8. Er reiht sich damit noch vor Mehlschwalbe (9.) und Mauersegler (10.) ein. Die insektenfressenden Flugakrobaten, wie Mehlschwalbe, Mauersegler aber auch Rauchschwalbe (23.) verzeichnen heuer einen negativen Trend, der bereits amZählwochenende sichtbar war. Ein Grund dafür sind vermutlich die vielen Regenschauer, die den Freistaat amWochenende überquerten. „Schwalben und Mauersegler jagen Insekten in der Luft. Weil ihre Beute bei Regen nicht durch die Gärten und Parks summt und brummt, weichen sie, wenn möglich, der Schlechtwetterfront aus und jagen in sonnigen Gegenden nach Insekten“, so die LBV-Vogelexpertin. Regionale Unterschiede Bayernweit haben die Teilnehmer*innen etwas mehr als 28 Vögeln pro Garten gesehen und damit deutlicher weniger als das langjährige Mittel von 32. Die meisten Vögel pro Garten wurden in Niederbayern (35,2) gemeldet, gefolgt von der Oberpfalz (31,7) und Oberfranken (31). In Mittelfranken wurden 28 Vögel gezählt, in Oberbayern mit 25,1 die wenigsten Vögel. Den vollständigen Artikel und weiterführende Links finden Sie unter meier-magazin.de/lbv-bayern Markus Erlwein, LBV < Auch ein Siedlungsgarten kann vielseitigen Lebensraum bieten.

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