meier Magazin - Juli 2023 / 24. Jhg.

Garten- Saison 2023 Wild auf Garten 42 LBV Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. Vogelnachwuchs unterwegs Falsche Tierliebe schadet: Jungvögel brauchen selten Hilfe – Katzen jetzt zeitweise im Haus lassen. Es zwitschert und tschilpt in Nistkästen, Sträuchern und Hecken. Die Vogeljungen sind unterwegs und bald werden sich viele weitere Jung- vögel aus den schützenden Nestern wagen. So erreichen den bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) derzeit vermehrt Anfragen von ratsuchenden Naturfreund*innen, die vermeintlich in Not geratenen oder verlassenen jungen Vögeln helfen wollen. Der LBV rät hier erst mal zur Vorsicht. „Die Vogeljungen sind unerfahren und imFliegen noch etwas ungeübt und wirken deshalb oft hilflos. Sie aufzunehmen, ist aber falsch verstan- deneTierliebe“ , sagt die LBV-Biologin Dr. Angelika Nelson. Der LBV bittet alle Vogelfreund*innen, diese halb flüggen, bereits vollständig befieder- ten Vögel, sogenannte Ästlinge, einfach sitzen zu lassen, solange sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr, wie zum Beispiel durch Straßenverkehr oder Katzen, befinden. Weitere hilfreiche Tipps und ein kostenloses Falt- blatt gibt es unter www.lbv.de/vogel-gefunden Beim Spaziergang oder im eigenen Garten entdeckt man jetzt manchmal Jungvögel, die vermeintlich alleingelassen und hilflos im Gebüsch oder auf derWiese hocken und laut rufen. Sie rufen jedoch nicht umHilfe, son- dern halten Kontakt zu ihren Eltern, um gefüttert zu werden. „Bitte die Jungvögel unbedingt an Ort und Stelle lassen. Greift der Mensch in dieser sensiblen Phase ein und nimmt ein Jungtier mit, unterbricht er die Bin- dung zwischen Alt- und Jungvogel“, erklärt Angelika Nelson. Vogeleltern suchen bis zu 24 Stunden lang nach ihren verloren gegangenen Jungen. Hilfe benötigen befiederte Jungvögel nur, wenn sie nach zwei bis drei Stunden immer noch nicht von einem Altvogel gefüttert wurden. Sind die flauschigen Federbälle zum Beispiel durch Katzen oder Straßen- verkehr gefährdet, können sie ohne Probleme kurz aufgenommen und ganz in der Nähe vom Fundort, in Hörweite zu den Vogeleltern, an einen sicheren Ort umgesetzt werden. Am besten lässt man sie in einer Astga- bel oder einem Busch nieder.„Anders als bei zum Beispiel Rehkitzen neh- men Vogeleltern ihre Jungen wieder an, wenn diese von einem Men- schen berührt wurden“, sagt die LBV-Vogelexpertin. Der LBV stellt klar: Jungvögel sindWildtiere, sie dürfen nur vorübergehend aufgenommen werden, wenn sie ver letzt, krank oder tatsächlich hilfsbedürftig sind. Ans onsten liegt ein Verstoß gegen das Bundesnatur- sch utzgesetz vor. Die Grafik unter QR-Code oder ww w.meier-magazin.de/link/319 hilft bei der Entschei- dung, ob ein Jungvogel Hilfe braucht. Wer Katzen besitzt, sollte seinen Stubentiger für einige Tage – wenigs- tens in den Morgen- und Abendstunden – im Haus halten, gerade wenn Jungvögel imGarten oder in der Nachbarschaft unterwegs sind. Da die Jungvögel noch nicht richtig fliegen können, sind sie eine leichte Beute für Katzen. „Ein naturnaher Garten mit abwechslungsreichen, einheimischen Pflanzen, in dem sich Vögel von Beeren und Insekten ernähren und in Büschen mit Dornen gut verstecken können, ist immer noch die beste Vogelhilfe“, so Nelson. Sind die jungen Vögel alle ausgeflogen, sind die Vogeleltern noch lange nicht fertig. Nach einer kurzen Verschnaufpause starten viele Vogelarten mit einer zweiten und anschließenden dritten Brut. „Die Brutsaison be- schränkt sich nicht nur auf den Frühling. Einige unserer Gartenvögel, wie Kohlmeise, Rotkehlchen und Amsel, brüten bis zu dreimal in einem Jahr und das dauert bis in den August hinein“ , sagt Angelika Nelson. Wer einen Nistkasten im Garten hat, muss diesen nach der ersten Brut nicht säubern. „Viele Vögel bauen ein neues Nest auf das alte drauf. Am besten wartet manmit demReinigen bis in den Herbst oder sogarWinter, wenn bestimmt kein Singvogel mehr brütet“, empfiehlt die LBV-Biologin. LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, dieWildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband ab sofort kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr unter 09174 / 4775-5000. Markus Erlwein, LBV < meier-magazin.de/lbv-bayern Rotkehlchen-Jungvogel ©Marisa Segadelli, LBV

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