meier Magazin - Februar 2023 / 24. Jhg.

49 : : Naturschutz : : Energiewende : : Artenschutz : : Nachhaltigkeit : : Klimaschutz Bürgerinitiative Röthenbach b. St. W. - Reichswald-bleibt Unser Reichswald – Natura 2000 Vielleicht ist demeinen oder anderen beim letzten Urlaub schonmal ein Hinweisschild zu einem Natura 2000 Gebiet aufgefallen. Die Vermutung liegt nahe, dass es hier um Naturschutz geht, aber nur die Wenigsten wissen mehr darüber und noch weniger wissen, dass wir solche Gebiete auch in un- serer unmittelbaren Umgebung haben. Was ist Natura 2000 eigentlich? Natura 2000 ist ein EU-weites Netz von Schutzgebieten zur Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten. Ziel des Netzes ist es, das langfristige Überleben der wertvollsten und am stärksten bedrohten Arten und Lebensräume Europas zu sichern, die sowohl in der Vogelschutzrichtlinie als auch in der Habitatrichtlinie aufgeführt sind. Die Natura 2000 Schutzgebiete leisten einen wertvollen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt in der EU. Auch direkt vor unserer eigenen Haustüre befindet sich solch ein schutzwürdiger Lebensraum, obwohl Hinweisschilder fehlen: Der Nürnberger Reichswald mit einer Gesamtgröße von 240 Quadratki- lometern ist eine der größten zusammenhängendenWaldflächen in un- mittelbarer Nähe einer deutschen Großstadt. In großen Teilen wurde er 1980 als erster Bannwald Bayerns unter Schutz gestellt und blieb dadurch in seiner Flächensubstanz erhalten. Für die Stadt Nürnberg und die um- gebenden Gemeinden hat er eine herausragende Bedeutung für Klima, Wasserhaushalt, Luftreinigung und Naherholung der Bevölkerung. Als Natura 2000-Gebiet ist er ein Schutzgebiet von europäischem Rang und beherbergt landesweit bedeutsame Vorkommen von Spechten, Ziegen- melkern, Heidelerchen, Habichten und Eisvögeln. Tot- und Altholz bilden wertvolle Lebensräume für stark bedrohte Arten wie den Eremit oder die Bechsteinfledermaus. Leider sind aber auch Natura 2000-Gebiete, so wichtig sie auch für die Umwelt sind, kein absoluter Schutz. Aus„zwingenden Gründen des über- wiegend öffentlichen Interesses“ und beim Fehlen„zumutbarer Alterna- tiven“ Art. 34 Abs. 1, 2 BNatSchG. dürfen Bebauungsprojekte, die solche Gebiete zerstören, dennoch durchgeführt werden. Ein solches öffentliches Interesse sowie fehlende Alternativen führt die Deutsche Bahn AG an, umGebiete in der Größe von 45 Hektar imNatura 2000 geschützten Reichswald (3 mögliche Standorte zwischen Feucht und Röthenbach b. St. W. bzw. bei Harrlach) abzuholzen und ein ICE-In- standhaltungswerk zu errichten. Dies verhindert leider auch nicht der zu- sätzliche Schutzstatus Bannwald (Art. 11 des Bayerischen Waldgesetzes (BayWaldG)). Derzeit befinden sich diese drei Gebiete im Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Mittelfranken. Diese muss u.a. auch die vielen Tausen- den von Einwendungen aus der Bevölkerung, die Raumverträglichkeit beurteilen. Leider ist aber selbst eine negative Beurteilung nicht rechts- verbindlich. Somit muss weiterhin um wertvolle Teile unseres mehrfach geschützten Reichswaldes gebangt werden. Tilo Kefer, Reichswald bleibt e.V. < Foresta 2000 auf Malta © Barbara Dorfner Natura 2000 Gebiet auf Sylt © Friedrich Zeller

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