meier Magazin - Februar 2023 / 24. Jhg.

Garten- Saison 2023 Wild auf Garten LBV Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. Warmes Wetter verwirrt Bayerns Tier- und Pflanzenwelt Milder Winter bringt Rhythmus der Natur durcheinander: einige Arten schon jetzt im Frühjahrsmodus Das aktuell warme Wetter ohne Frost und Schnee bis in die Höhenlagen ist ungewöhnlich für den Januar in Bayern. Solch frühlingshafte Tem- peraturen haben Auswirkungen auf dieTier- und Pflanzwelt.“DiemildeWitterung seit denWeihnachtstagenmit einemWärmerekord an Silvester haben die Natur vorzeitig aus demWinterschlaf gerissen. Wer seitdem genauer hinhört, kann vielerorts in Bayern Amseln und Kohlmeisen wie im Frühling singen hören”, sagt LBV-Ornithologin Dr. Angelika Nelson. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) erklärt die unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Natur und mahnt die Anstrengungen im Klimaschutz drin- gend zu verschärfen. “Wissenschaftliche Studien aus den letzten zehn Jahren liefern eindeutige Indizien, dass die Veränderungen des Klimas die Tier- und Pflanzenwelt massiv beeinflussen und verändern. Ökologische Zusammenhänge und bislang vertraute Tier- sowie Pflanzenge- meinschaften werden erheblich durcheinandergewirbelt”, erklärt Nelson. Die heimischen Vogelbestände sind ein wichtiger Anzeiger für den Klimawandel in Bayern: Wärmeliebende Vogelarten wie Girlitz und Wiedehopf profitieren von warmen Sommern und milden Wintern. Dagegen brauchen alpine Arten wie das Alpenschneehuhn, nordische Gänsearten und die Goldammer, die auch Winterlerche genannt wird, kalte Wohlfühltemperaturen. Bei steigenden Temperaturen ziehen sie sich in höhere Lagen sowie nordwärts zurück. Die Bestände sind gefähr- det, weil diese Rückzugsorte geografisch begrenzt sind.„Die Verbreitung und Vielfalt der Arten verändern sich kontinuierlich durch die Klimakrise. Das betrifft auch heimische, überwinternde Vogelarten. Blaumeisen, Sumpfmeisen und Kleiber überleben milde Winter in großer Zahl. Bei anhaltend warmen Temperaturen balzen und brüten sie früher im Jahr. Zur Fütterung ihrer Jungen finden sie dann oft nicht ausreichend Nahrung wie zum Beispiel Raupen”, erklärt Angelika Nelson. Wer erst im Laufe des Frühjahrs aus demWinterquartier nach Bayern zu- rückkehrt, hat das Nachsehen. Das betrifft den Kuckuck, der sein Ei ins gemachte Nest anderer Vogelarten legt. Diese Nester werden von den Wirtsvogeleltern immer früher mit eigenen Eiern bestückt. Auch der Trauerschnäpper gehört zu den Verlierern des Klimawandels.„Wenn der Langstreckenzieher im April und Mai aus Afrika zurückkehrt, sind gute Nistplätze bereits von Standvögeln wie Kohlmeise und Blaumeise besetzt, die diese auch vehement verteidigen. Außerdem droht Gefahr durch aktive Beutegreifer wie den Siebenschläfer, die schon früher unterwegs sind. Studien zeigen, dass in manchen Regionen Europas der Bestand des Trauerschnäppers bereits um 90 Prozent gesunken ist”, sagt die LBV-Vogelexpertin. Mildes Wetter unterbricht denWinterschlaf DerWinterschlaf von Igel, Fledermaus und Siebenschläfer wird über eine „innere Uhr” gesteuert, sodass die Tiere nicht ständig bei kurzen Phasen milder Witterung aus demWinterschlaf aufwachen.„Problematisch wird es, wenn länger anhaltende milde Wetterperioden sich zu häufig mit Kälteeinbrüchen abwechseln. Dann verbrauchen die Säugetiere für jedes Aufwachen aus dem Winterschlaf wichtige Energiereserven. Unter Umständen reichen die angelegten Fettreserven dann nicht mehr aus, um die restliche kalte Jahreszeit gut zu überstehen”, so Angelika Nelson. Auch der Jahresrhythmus von Amphibien wird durch den warmenWinter durcheinandergebracht.„Für Frösche, Kröten und Molche ist das richtige Verhältnis von Tageslänge, Temperatur und Luftfeuchtigkeit das Startsig- nal für Frühjahrswanderungen zum Laichen. Bleibt es konstant warm, ist ab Ende Januar mit den ersten paarungsbereiten Springfröschen zu rechnen”, sagt die LBV-Biologin. Sind sie einmal losgelaufen, stellen plötzliche Kälteeinbrüche eine massive Gefahr dar. Wandernde Amphi- bien können sich nicht mehr rechtzeitig durch Eingraben vor der Kälte schützen und erfrieren. 8 Trauerschnäpper © Rössner Rosl / LBV Bildarchiv 42

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