meier Magazin - April 2023 / 24. Jhg.

53 Therapiehunde Deutschland e.V. Muss sich Wuffi immer „wohl“ fühlen? Mit ihrer informativen Serie möchte Ihnen das Trainerteam des Vereins Therapiehunde Deutschland eine kleine Hilfestellung mit Vorschlägen und Erziehungstipps anbieten. Mal im Ernst: Muss sich Ihr Hund immer wohl fühlen? Fühlen Sie sich immer wohl? Und wen interessiert es, wie Sie sich füh- len? Ihre Familie? Ihren Arbeitgeber? Eigentlich ist es schier unmöglich, sich stets wohl zu fühlen. Im Gegenteil – das Leben ist kein Wunschkonzert und des- halb gehört es dazu, Frust auszuhalten und damit umzugehen. Das gilt auch für Ihren Hund. Erziehung bedeutet, auch Konflikte auszu- tragen. Das Bestreben vieler Hundemen- schen ist es, jeglichen Stress für ihren Vierbeiner so gut es geht zu vermeiden. Der Hund darf nur Positives erleben. Dafür ist demHundehalter und der Hundehalte- rin kein Aufwand an Leckerchen und Zu- behör zu groß. Doch wo bleibt die erzieherische Grund- lage? Müssen wir unseren Hund dafür be- lohnen, dass er einmal nicht bellt, wenn ein Zweibeiner daherkommt? Erziehung ist das Aufstellen von Regeln, die zu befol- gen sind. Die Hundebesitzerin und der Hundebesitzer können erwarten, dass diese Regeln gelten und sich der Hund daran hält. Es ist nun einmal nicht erlaubt, andere Menschen anzubellen. Und das hat immer so zu sein – ohne Käsestück- chen oder einem euphorischen „Ja Schatzi, das hast du aber fein gemacht“. Sie rufen Ihr Tier zwar ab, doch dieses beschließt stattdessen, sich erst einmal im Gebüsch umzusehen, bevor es nach zehn Minuten endlich wieder auftaucht. Bekommt Bello dafür dann ein Lecker- chen? Müssen Sie das „endlich Kommen“ belohnen? Kommt Ihr Hund dann beim nächsten Mal etwa schneller? Vielleicht – wenn er nichts Interessanteres findet, aber sicher nicht deshalb, weil Sie das so möch- ten. Überdenken Sie bitte, ob Sie als Kind belohnt wurden, wenn Sie viel zu spät vomTreffenmit den Freunden nach Hause kamen oder sich, sobald Sie das Haus verließen, mit jedem gestritten hätten? Auch bei der Hundeerziehung hilft Ihnen gesunder Menschenverstand sehr viel weiter. Viel weiter als etwa ein Arsenal an Spielzeug, bunt-blinkenden Halsbändern oder einer Leckerchen- und Futter-Menü- Karte wie aus dem Sterne-Restaurant, nur damit Ihr Hund nicht gefrustet sein könnte, wenn es ihm nicht schmeckt. Was können Sie tun, wenn Ihr Hund in den Wald gerannt ist und Sie auf dem Weg stehen lässt, wie bestellt und nicht abge- holt? Ihr erster Impuls ist vielleicht „Na komm’ du mir wieder!“ Sie sind sauer und möchten Ihrem Hund sagen, wie Sie das finden? Vergessen Sie’s – schimpfen, so- bald Wuffi wieder kommt, bringt nichts und ist nur kontraproduktiv. Versuchen Sie es stattdessen noch einmal und starten Sie einen erneuten Rückruf. Bleiben Sie ruhig und behalten Sie einen kühlen Kopf, denn panische Reaktionen bringen Ihren Hund in diesem Moment auch nicht schneller zu Ihnen zurück. Kommt Ihr Hund dann, leinen Sie ihn an und belohnen ihn bitte trotzdem, weil er kam und sich anleinen ließ. Fragen Sie sich auf jeden Fall, was Ihren Hund so stark ablenkte, dass der Rückruf nicht geklappt hat? Wie können Sie eine ähnliche Situation beimnächsten Mal bes- ser meistern? Etwa, in dem SieWuffi früher anleinen oder die Umgebung besser im Blick behalten, solange sich die Feldhasen fortpflanzen? Beziehen Sie auch in Ihre Überlegungen ein, was Sie im Training besser machen können, um die Koopera- tion Ihres Hundes im Falle einer Ablen- kung zu steigern? Wie erreichen Sie eine Frustrations- toleranz? Als Hundeführerin oder Hunde- führer müssen Sie Ihren Erziehungsauftrag erfüllen und nicht zum Futterspender mutieren. Der Hund möchte Hund sein, sichmit der Gewissheit und demZutrauen an seinem Hundeführer orientieren können und alle Höhen und Tiefen souve- rän meistern. Ein Hund braucht die Führung seiner Rudelchefin oder seines Rudelchefs – und zwar ein Hundeleben lang. Wir lesen uns im nächsten meier-Magazin – wenn Sie mögen! i Sie möchten an unserem wöchentli- chen Hundetraining oder an den ebenfalls wöchentlichen Welpen-Spiel- und Lern- stunden auf unseremHundeplatz in Nürn- berg-Kornburg oder unserem Platz in Neumarkt (Oberpfalz) teilnehmen? Eine Schnupperstunde zum Kennenlernen ist kostenlos! Auch „Problemhunde” sind willkommen. Trainingstage in Kornburg: Im wöchentlichen Wechsel Montag und Mittwoch von 16.30 Uhr bis 17.30.Uhr, in Neumarkt jeden Samstagvormittag. Wünschen Sie nähere Informationen – beim Verein hilft man Ihnen gerne weiter. geschaeftsstelle@therapiehunde-deutschland.team Telefon 09180 / 85 24 083 oder Mobil 0171 / 32 24 57 6 Sabine Beck <

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