meier Magazin - April 2023 / 24. Jhg.

LBV Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. Bayerns größtes Konzert: Vogelstimmen richtig erkennen Frühlingsgesang von Amsel, Zilpzalp und Star jetzt live und kostenlos erleben – LBV gibt Tipps zur Vogelbestimmung Dem kühlen Frühling zumTrotz stimmen dieVögel in Bayern jetzt täg- lich ihr morgendliches Konzert an. Gerade in dieser Jahreszeit melden sich Singvögel lautstark zuWort, um ihr Revier abzugrenzen und einen Partner anzulocken. Mit den Ganzjahresvögeln wie Rotkehlchen, Buchfink und Star singen nun auch vermehrt die zurückgekehrten Zugvögel wie Zilpzalp, Hausrotschwanz und Mönchsgrasmücke um dieWette.„BeimSpaziergang, imGarten oder vomFenster aus können wir alle dem Vogelkonzert jetzt täglich live und kostenlos lauschen. Mit etwas Übung kann jede und jeder auch lernen, die verschiedenen Gesänge und Rufe zu erkennen“, sagt der Vogelphilipp, LBV-Vogelstim- menexperte Philipp Herrmann. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gibt Tipps, wie die ein- zelnen Sänger an ihren Melo- dien und Stimmen zu unter- scheiden sind und wann die beste Zeit zum Zuhören ist. Denn nicht alle Vögel singen zur selben Uhrzeit. Sie richten sich nach einem gewissen Zeitplan, auch »Vogeluhr« ge- nannt, um bei der Vielzahl der Gesänge deutlicher gehört zu werden. Das rhythmische Tschilpen von Haus- und Feldsperling lässt sich relativ leicht aus den ande- ren Stimmen heraushören. Aber wie unterscheidet man die beiden Vogelarten am Gesang? Hierfür braucht es Übung, denn das »Tschip« und »Tschep« von Haus- und Feldsperling ähnelt sich stark. Leichter ist dagegen das »di da, di da« oder »zizibäh« der Kohlmeise zu vernehmen. Ebenso macht es uns der Zilpzalp einfach, wenn er unermüdlich seinen eigenen Namen wiederholt. „Manche Vogelgesänge ähneln aus dem Alltag bekannten Geräuschen. So erinnert der Gesang des Hausrotschwanzes zum Beispiel an knirschende Steine, das hohe, klirrende Lied des Girlitzes an einen Schlüsselbund oder eine rostige Fahrradkette“, erklärt Philipp Herrmann. Melodiös und abwechslungsreich erklingen die Lieder von Amsel und Rotkehlchen. Während die Amsel wohlklingende Flötenmotive vorträgt, ertönt der Gesang des Rotkehlchens silberhell, perlend und melancho- lisch. Den wohl variantenreichsten Gesang hat der Star . Er imitiert oft an- dere Vogelstimmen und macht so seinem Namen alle Ehre. Wer eine Grünfläche, einen naturnahen Garten oder einWaldstück in der Nähe hat, kann mit etwas Glück auch einen Grünspecht oder Zaunkönig vor dem Fenster oder am Balkon hören. Der Grünspecht gehört zwar nicht zu den Singvögeln, doch auch er steckt sein Revier akustisch ab. Wenn man das laut schallende »Geläch- ter«, ein auffallendes »kjückjückjück«, einmal als den Ruf des Grünspechts erkannt hat, wirdman diesen auch bei Spaziergängen immer wieder ent- decken. Der Zaunkönig ist ein wahres Stimmwunder. Wenn unser zweitkleinster heimischer Vogel zum Singen ansetzt, vibriert sein ganzer Körper und sein kurzer Schwanz wippt mit jedem rhythmischen Triller mit. „Im Ver- hältnis zu seiner Körpergröße hat er die lauteste Stimme unter den Sing- vögeln: mit bis zu 90 Dezibel singt er so laut wie ein ganzes Kammerkon- zert und ist fast 500 Meter weit zu hören“, sagt der Vogelphilipp. Um sich die Melodie des Zaunkönigs einzuprägen, hilft der Merkspruch »Ich, ich, ich bin drrrrr König, bin ich, ich zizizi bin, bin drrrr König, bin ich, ich«. Die Uhr nach den Vögeln stellen Vögel brauchen morgens keinen Wecker. Ihre innere Uhr orientiert sich hauptsächlich an der Helligkeit ihrer Umgebung in Bezug auf den Sonnenaufgang. „Zusätzlich haben auch die Temperatur und die Stim- men anderer Vögel Einfluss auf das zeitliche Einstimmen in den Chor“, weiß der LBV-Vogelstimmenexperte. Diese Wecksignale sind aber nicht für jede Vogelart gleich, und so beginnen die Vögel zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit ihrem morgendlichen Gesang. „Wie bei uns Menschen gibt es Frühaufsteher und Langschläfer“, meint der Vogelphilipp. Zu den Frühaufstehern gehören vor allem Hausrot- schwanz und Feldlerche , die schon 80 Minuten vor Sonnenaufgang singend den Tag begrüßen. Das Rotkehlchen stimmt dann ungefähr 20 Minuten, Amsel und Ringeltaube 30 Minuten später in das Morgen- konzert mit ein.„Und so erwachen im 5 bis 10-Minutentakt alle Arten bis hin zu den Langschläfern. Denn Stieglitz , Star und Grünfink beginnen erst 10 bis 15 Minuten vor Sonnenaufgang zu singen“, erklärt Philipp Herrmann. Wer in den Morgenstunden noch gar keine Lust auf musikalische Unter- haltung hat, für den wiederholen zumindest einige Vogelarten das Konzert zu Sonnenuntergang. Am Abend singen Rotkehlchen und Singdrossel am längsten. Die Nachtigall lässt sogar in der Nacht ihre wunderbare Melodie hören. Markus Erlwein, LBV Pressestelle < Die Amsel trägt wohlklin- gende Flötenmotive vor. © Erich Obster / LBV Bildarchiv © Tunka Zdenek / LBV Bildarchiv 46 Wild auf Garten Garten- Saison 2023 Den wohl variantenreichsten Gesang hat der Star.

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