meier Magazin - Juli 2022 / 23. Jhg.

47 Therapiehunde Deutschland e.V. Menschen sind verschieden – Hunde auch Auf demVereinsgelände der Therapiehunde Deutschland e.V. in Nürn- berg-Kornburg finden regelmäßige Hunde-Trainings-Einheiten statt. Bezüglich der sich dort zutragenden Erlebnisse zum Thema »Hunde- erziehung« möchte Ihnen das Trainerteam des Vereins mit Vorschlä- gen und Erziehungstipps eine kleine Hilfestellung anbieten, wenn Sie sich und Ihren Vierbeiner in der einen oder anderen Geschichte wiederfinden. Diese Erkenntnis trifft bei unseren Vierbeinern ebenso zu, wie bei den Zweibeinern, die selbst als Geschwister unterschiedliche Charaktere haben können. Auch jeder Hund ist eine eigene Persönlichkeit. „Persönlichkeit definiert sich durch ein Spektrum von Verhaltensmerk- malen, die dem Einfluss von Selektionsprozessen unterliegen und Ergeb- nis einer Art von Anpassungsmechanismus sind.“ So lautet die wissen- schaftliche Definition des Begriffs „Persönlichkeit“ bei Dr. Ádám Miklósi, Verhaltensbiologe mit dem Schwerpunkt Verhalten von Haushunden, Professor für Ethologie an der ELTE-Universität Budapest und Leiter des dortigen ethologischen Instituts sowie des Family dog projects, das sich mit der Erforschung des Hundeverhaltens beschäftigt. Hundehalterinnen und Hundehalter müssen keine Wissenschaftler sein, denn sie wissen einfach, dass jeder Hund seine eigene Persönlichkeit hat. Der Volksmund versteht unter »Persönlichkeit«, dass sich ein Lebewesen aufgrund besonderer Eigenschaften bewährt. Der psychologischen Forschung reicht diese Definition aber nicht aus. Dr. Miklósi sieht in der menschlichen und tierischen Persönlichkeit eine Ähnlichkeit und immer mehr Forschungseinrichtungen widmen sich dem Thema »Tierische Persönlichkeiten«. Es gibt beständige Unter- schiede im Verhalten verschiedener Individuen, die bei verschiedenen Tierarten bereits nachgewiesen werden konnten. Diese Unterschiede äußern sich etwa in der unterschiedlichen Herangehensweise an bestimmte Alltagssituationen oder im Problemlösungsverhalten. Schon im frühen letzten Jahrhundert wurden »hundliche« Nervensystem-Typen erkannt: schwach, sensibel, stark unausgewogen, eher aktiv-aggressiv, stark-ausgewogen, eher ruhig-zurückhaltend, stark-ausgewogen-mobil, aktiv-reaktiv. Diese Typen orientieren sich an den vier beim Menschen bekannten Charakteristika: dem Melancholiker, dem Choleriker, dem Phlegmatiker und dem Sanguiniker. Tests von Persönlichkeitsmerkmalen bei Hunden konzentrierten sich bislang auf die Eignung, beispielsweise für Arbeits- und Begleithunde. SpezielleWelpen-Tests sollen das zukünftige Verhalten der erwachsenen Hunde erkennen, jedoch kamen Vergleichsstudien zu dem Schluss, dass Tests mitWelpen im herkömmlichen Sinne keine verlässlichen Aussagen über das spätere Verhalten erwachsener Tiere machen können. Dennoch brachten diese Tests einige interessante Ergebnisse zutage: Neugierige und mutigere Tiere sind Fremden gegenüber geselliger und verspielter, mutigere Tiere sind aber nicht zwangsläufig aggressiver. Mut und Fügsamkeit schließen sich also nicht unbedingt aus. Die Vorhersagbarkeit der einzelnen Persönlichkeitsmerkmale stieg mit zunehmendem Alter. Freundlichkeit, Ängstlichkeit und Spielverhalten erwiesen sich nach späterer, erneuter Testierung als relativ stabil. Bezüglich der Neugier und Furchtlosigkeit veränderten sich die getesteten Tiere oftmals – vermut- lich aufgrund von Umweltfaktoren und Gewöhnung. Persönlichkeit wird auch unseren Hunden nicht in die Wiege gelegt. Die Gene sind nicht alleine maßgebend. Das nachgeburtliche Verhalten der Mutter stellt bereits wichtige Weichen. So stellten Forscher bei den unterschiedlichsten Tierarten fest, dass Jungtiere, die ausgiebig von der Mutter beleckt und geputzt werden, die optimalsten Bedingungen für eine gute Entwicklung und für eine ausgeglichene Persönlichkeit mit- bringen. Sie kommen später wesentlich besser mit Umwelteinflüssen zurecht als Tiere mit schlechte(re)n Startbedingungen. Stressverarbeitungsfähigkeit und die Entwicklung der Hirnzellen sind aufgrund der mütterlichen Fürsorge messbar. Umwelterfahrungen und Lebensbedingungen tragen ebenso zur Persönlichkeitsentwicklung bei, wie die frühen Entwicklungsphasen. Eine Sicherung der Persönlichkeits- merkmale kann bei Hunden erst nach der Pubertät erstellt werden. Bei einigen Hunden dauert diese bis zum dritten Lebensjahr. Der Einfluss des Menschen auf die Persönlichkeitsstruktur des Hundes ist nicht zu unterschätzen. Studien zeigen geringe Cortisolwerte bei entspannten Mensch-Hund-Beziehungen. Die Anfälligkeit für Stress ist also geringer. Hundehalter mit erhöhtem Cortisolwert hatten dagegen unruhige Hunde, die oft bellten. Die Persönlichkeit ist eine Anpassung an einen speziellen Lebensraum. Die menschliche Umwelt hat sehr viel Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeitsstruktur beim Hund. Hunde werden in ihren ersten Lebensphasen für das zukünftige Leben geprägt. Wir Menschen müssen für optimale Startbedingungen sorgen. Unsere eigene Persönlichkeit beeinflusst die Eigenschaften des Hundes - und umgekehrt. Die Vierbeiner sollten in ihrer Persönlichkeit wahrge- nommen werden. Zweibeiner sollten die Verhaltensweisen erkennen, diese fördern oder gegebenenfalls in die richtigen Bahnen lenken, denn Hunde sind in der Lage, lebenslang zu lernen. Wenn Sie mögen, lesen wir uns im nächsten Meier-Magazin wieder. i Sie würden gerne an unserem 14-tägigen Hundetraining (keine Welpen) auf dem Hundeplatz in Nürnberg-Kornburg teilnehmen? Voraussetzung ist eine Vereins-Mitgliedschaft und ein Jahresbeitrag zum Training. Wünschen Sie nähere Informationen – beim Verein hilft man Ihnen gerne weiter. geschaeftsstelle@therapiehunde-deutschland.team oder Telefon 0911 / 88 40 08 Sabine Beck - freie Journalistin / Medienbüro Die.Schreiberei < Weißer Schäferhund – Hundepersönlichkeit © AdobeStockPhoto

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