meier Magazin - Juli 2022 / 23. Jhg.

40 H AUS & G ARTEN Handwerks KUNST SPD im Markt Wendelstein Das Aus für Wendelsteins kleine Wasserkraftwerke? Bayern ist Wasserkraft-Land. In keinem anderen Bundesland gibt es an Seen und Flüssen so viele Wasserkraftwerke wie im Freistaat. Seit langer Zeit bereits leisten die Anlagen einen wichtigen Beitrag zur Stromerzeugung in Bayern. Doch das könnte sich bald ändern – zumindest, falls der Bundestag einem Gesetzentwurf des von Grünen-Politiker Robert Habeck geführten Bundeswirtschaftsministeriums zustimmen sollte. Das Papier sieht vor, dieVergütung über die Umlage gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fürWasserkraftwerke mit einer Leistung von weniger als 500 Kilowatt künftig zu streichen – und ihnen damit de facto die Geschäftsgrundlage zu entziehen. Diese Regelung beträfe die große Mehrzahl der Kraftwerke bundesweit, auch die Anlage von Harald Assenbaum. Er be- treibt imWendelsteiner Ortsteil Neuses dasWasserkraftwerk in der Getreidemühle. Zudem ist er am Kraftwerk „All Energie“ beteiligt, das nur wenige Meter neben der Getreidemühle er- richtet ist. InWendelstein gibt es noch drei weitereWasserkraft- werke, eines an der Erichmühle, eines in Röthenbach an der Radwiese und ein weiteres in Königshammer. Insgesamt wird im Gemeindegebiet also an fünf Orten Strom aus Wasserkraft erzeugt. Als Assenbaum von den Plänen des Bundeswirtschaftsministe- riums erfahren hatte, hat er umgehend Kontakt mit mir aufge- nommen. Er sieht sein Geschäftsmodell bedroht: „Neben der Wasserkraftanlage habe ich zwar noch den kleinen Laden in der Mühle und ich vermieteWohnungen. Wenn mir dieWasserkraft wegbricht, trägt sich das ganze System aber nicht mehr.“ Auf Assenbaums Hilferuf hin konnte ich zwei lokale Bundestagsabgeordnete für einen Ortstermin gewinnen. Jan Plobner (SPD) und Kristine Lütke (FDP) ließen sich vom Betreiber über das Kraftwerks- Gelände führen. Wasserkraft hat hier Tradition. Seit 1405 existiert in Neuses eine Staustufe in der Schwarzach. Ein Grund, warum Assenbaum die Argumente von Umweltschützern gegen Wasserkraft, an denen sich auch das Bundeswirtschaftsministerium orientiert, nicht so recht nachvollziehen kann. „Sicherlich hat sich die Ökologie durch die Stauung verändert. Aber die Natur hat sich über die Jahrhun- derte daran angepasst“, sagt er. Außerdem zeigt er sich offen dafür, seine Anlage noch stärker an die Bedürfnisse der Umwelt anzupassen, zum Beispiel durch eine Fischtreppe. 8 In der Mühle in Neuses. V.l.n.r.: Paul Assenbaum, Dominik Meier (ST), Harald Assenbaumhinter Jan Plobner (SPD), Kristine Lütke (FDP) © M. Lindner

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