meier Magazin - Februar 2022 / 23. Jhg.

50 : Naturschutz : : Umweltschutz : : Artenschutz : : Nachhaltigkeit : : Klimaschutz Helmut Wirkner, Wendelstein Leserbrief: Atomstrom kann nicht der Retter aus der Klimakrise sein! Vorbemerkung: Die Stimmen der Befürworter*innen der „friedlichen Nutzung der Atomenergie“ werden wieder lauter.„Jetzt kann uns nur noch die Atomenergie helfen, den Klimawandel zu stoppen“, sagen viele, auch kluge Leute! Ich fühle mich verpflichtet zu widersprechen. Und habe ausgiebig recherchiert. Die Materie ist komplex und es ist erschütternd, welche Abgründe und Horrorszenarien sich bei näherem Hinsehen auftun. Zur realistischen Beurteilung der Atomenergie muss der Gesamtprozess von der Urangewinnung bis zur Endlagerung betrachtet werden. Dabei zeigt sich… Atomstrom-Erzeugung ist… …auf der ganzen Linie von radioaktiver Strahlung aller Arten und Inten- sitäten begleitet. Die Vorgaben für ein sicheres Endlager lauten 1.000.000 Jahre = 1 Mio.! Nur Zyniker werden sagen: „Was solls, bis dahin ist die Menschheit ohnehin ausgestorben“ … nicht CO2-frei , im Gegenteil, es wird deutlich mehr CO2 als bei den „Erneuerbaren“ freigesetzt … nicht billiger, sondern deutlich teurer als der Stromaus„Erneuerbaren“ … in der Phase der Uranerzgewinnung begleitet von riesigen Mengen, strahlenden Materials und furchtbarer, tödlicher Gifte, s.u. Der Gesamtprozess Urangewinnung Die Probleme beginnen buchstäblich ganz am Anfang. 70 % aller welt- weiten Uranvorkommen liegen in Gebieten indigener Völker. Naturvöl- kern, denen mit der Zerstörung ihrer Umwelt die Lebensgrundlage ent- zogen, u.a. imwahrsten Sinne desWortes das (Trink)-Wasser abgegraben wird. Bei einem Anteil von 0,1 % (das ist „normal“) muss eine Tonne Material zu Pulver gemahlen werden, um 1 kg angereichertes Erz zu gewinnen! Dies verschlingt bereits große Mengen an Energie (verursacht CO2). Das Verhältnis wird zunehmend schlechter, da bereits Vorkommen mit 0,01 % abgebaut werden. Daraus wird mithilfe großer Mengen Wasser und Chemikalien der sog. Yellow Cake gewonnen, das Ausgangsmaterial für die weitere Uranan- reicherung. Zurück bleiben die sog. Tailings, welche in offenem Gelände abgelagert werden. Sie enthalten neben höchst giftigen Substanzen (Arsen, Quecksilber, Uran, Plutonium u.a.) alle Arten von strahlenden Materialien (mit einer Halbwertzeit von bis zu 77.000 Jahren). Weltweit lagert schon die unvorstellbare Menge von mehr als 200 Mio. Tonnen in freier Natur. Die hochgiftigen Abwässer gelangen ins Grundwasser. Die giftigen und strahlenden Stäube an der Oberfläche werden vom Wind über weite Gebiete verteilt. Wenn im wahrsten Sinn des Wortes „die Dämme brechen“ (wie mehrfach geschehen), kann sich dieser Giftcock- tail über große Gebiete verbreiten und alle Arten von Leben vernichten. Die Arbeiter in den Uranminen sind in höchstemMaß gefährdet, werden aber von ihren Arbeitgebern (weltweit agierenden Konzerne) weder auf- geklärt noch geschützt. Dasselbe gilt für die Menschen, die im Umfeld der Uranminen leben. Uran-Anreicherung Hier geht es darum, dass aus dem „Yellow Cake“ in mehreren Schritten spaltbares Material erzeugt wird, welches letztendlich der „Brennstoff“ für das AKW ist.„Spaltbares Material“ kann auch für die Herstellung von Atomwaffen verwendet werden (vgl. Konflikte mit dem Iran). Die„Anrei- cherung“ erfolgt i.d.R. in mehreren Stufen, an mehreren Orten (auch in unserem Land). Die vielfältigen Transporte bis letztlich zu den AKWs sind sehr gefährlich und werden daher auch vor uns allen geheim gehalten. Betrieb der Atomkraftwerke AKWs sind tickende Zeitbomben. Niemand kann garantieren, dass Tschernobyl und Fukushima sich nicht wiederholen. Sie sind außerdem gegen Angriffe von außen (Flugzeuge, Raketen) fast nicht geschützt! AKWs sind die ineffektivstenWärmekraftwerke , d.h. 2/3 der gewonne- nen Energie werden z.T. „in die Luft geblasen“ (Kühlturm) oder in den Fluss geleitet. Diese Wärmemengen sind so gewaltig, dass Flüsse durch die Erwärmung (in Bayern Main und Donau) oft ökologisch in Gefahr ge- raten sind. Wennman bedenkt, dass 2/3 also rd. 66%des so aufwändig und risikoreich gewonnenen spaltbaren Urans letztendlich „nutzlos verpulvert“ werden, dann wird die Sinnlosigkeit dieser Technologie richtig deutlich. Die abgebrannten Brennstäbe werden in den AKWs„zwischen gelagert“. Sie müssen dort viele Jahre lang (mind.5 J.) gekühlt werden (vgl. Fukus- hima) und sind u.a. gegenüber subversiven Zugriffen nur unzureichend gesichert. Schon heute lagern viele Mio. Tonnen, fast ungeschützt. Diese Orte der „Zwischenlagerung“ bergen ein hohes Gefahrenpotential und niemand weiß wie lange. Bis heute gibt es keine „gesicherte Endlage- rung“ für 1 Mio. Jahre. Rückbau Inzwischen sind 16 bundesdeutsche AKWs abgeschaltet und befinden sich mehr oder weniger im„Rückbau“. Berichte darüber zeigen, dass dies eine wahre Sisyphus-Arbeit ist, die vermutlich jeweils mehr als 1 Jahr- zehnt dauern wird. Ob die von den Betreibern getätigten Rückstellungen in Höhe von rd. 25 Mrd.€ ausreichen werden ist mehr als fraglich. Den Rest zahlen dann wir alle! Beim Rückbau fallen je AKW tausende von Tonnen strahlenden Materials (u.a. Baustoffe und Stahl) aller Strahlenkategorien an. Niemand weiß, wo das endet. Mein Fazit NEIN, Atomkraft ist nicht umweltfreundlich! Atomenergie ist vom An- fang bis zu ihrem Ende – in vielen Jahrtausenden! – begleitet von vielen tödlichen Giften und tödlicher Strahlung. Allein die bereits jetzt in freier Natur lagernden Rückstände des Uranbergbaues – von vielen Mil- lionen Tonnen! – haben das Potenzial, alles Leben auf der Erde auszulö- schen. Das alles umden Preis einer extrem ineffizienten Stromerzeugung. Bereits heute sehen weltweit zehntausende Menschen einemgrausamen Tod entgegen, weil sie in der Urangewinnung oder in deren Nutzung ge- arbeitet oder gelebt haben und dabei kontaminiert wurden. Interessant ist in diesem Zusammenhang, die Berichte vom„Rückbaus“ des bis 1989 in der früheren DDR unter demNamen„Wismut“, hauptsäch- lich zum Nutzen der Sowjetunion, betrieben Uranabbaus, zu lesen. Helmut Wirkner, Wendelstein < Leserbeitrag Was wir tun: • Rettungsaktionen für Delfine in Not • weltweite Delfinschutzprojekte • Kampagnen gegen Delfinjäger • Kampf gegen delfintödliche Netze • Einrichtung von Schutz- und Infozentren Bitte helfen Sie den Delfinen mit einer Spende oder Patenschaft Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. www.delphinschutz.org

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