meier Magazin - August 2022 / 23. Jhg.

53 Heizkosten im Büro sparen Was in den eigenen vierWänden gilt, gilt imgroßen Stil für Bürogebäude. Man sollte die Temperierung von Büros vor dem Hintergrund der auch nach Corona deutlich häufigeren Heimarbeit überdenken. Üblicherweise werden alle Büros in einemGebäude an Arbeitstagen auf einer mittleren Solltemperatur gehalten, und die Nutzer können über Einzelraumregler nach oben oder unten davon abweichen. Es muss also niemand frieren. Ein Default-Wert nahe am Mittelwert dessen, was die Nutzer üblicher- weise einstellen, z.B. 21 °C, ist sinnvoll, wenn die Büros tatsächlich jeden Tag genutzt werden, doch während der Zeiten, die ein Büro nicht genutzt wird, spart man durch eine Absenkung, z.B. auf 19 °C, bares Geld. Doch zurück zum Thema„Heizung“. Damit sind die vom Laien ohne Hilfe durchführbaren Maßnahmen aus- geschöpft. Ab jetzt ist Fachpersonal gefragt. Eine Sortierung nach stei- gendem Aufwand: • Einfachste Maßnahme: Wartung. Auch wenn aktuelle Kessel wenig Ruß erzeugen, ist doch nach einiger Zeit des Betriebs eine Reinigung von Brenner, Brennerraum und Wärmeübertrager im Brennerraum erforder- lich. Ablagerungen von Verbrennungsprodukten auf Wärmeübergangs- flächen wirken nämlich wie eine Wärmedämmung. • Hydraulischer Abgleich: Er wird in VDI Richtlinie 2073 Blatt 2 beschrie- ben und muss von einem Fachmann vorgenommen werden. Dazu muss an jedem Heizkörper entweder das Vorlauf- oder das Rücklaufventil ein- stellbar sein. Sind alte, nicht einstellbare Ventile eingebaut, kann in vielen Fällen der Ventileinsatz gegen einen einstellbaren ausgetauscht werden. Solche Austauschsätze werden von namhaften Herstellern angeboten. Die zweitbeste Wahl ist ein gruppenweiser hydraulischer Abgleich. Bei diesem werden nicht einzelne Heizkörper eingestellt, sondern die von der Hauptverteilleitung abzweigenden einzelnen Strangleitungen. Die optimale Einstellung der Strangventile, idealerweise mittels differenz- druckgesteuerter Ventile, ist jedoch eigentlich eine ergänzende Maß- nahme zum hydraulischen Abgleich, nicht ein Ersatz für diesen. Sie ver- bessert die Hydraulik insbesondere im Teillastbetrieb – und den haben wir den größten Teil der Zeit. Viele Heizkessel sind sogenannte Brennwertgeräte. Deren effizientes Funktionieren basiert auf einer möglichst starken Abkühlung des Heiz- wassers beim Durchgang durch die Heizkörper. Die Verbesserung des Wirkungsgrads bei Brennwertkesseln beruht darauf, dass die Kesselab- gase möglichst viel Wärme an das Heizungswasser abgeben können, auch durch Kondensation von Verbrennungswasser. Wenn zu viel Wasser durch die Heizkörper fließt, kühlt es sich naturgemäß weniger ab, und die Vorteile des Brennwertkessels kommen gar nicht zum Tragen. Bei Brennwertgeräten ist daher der hydraulische Abgleich noch wichtiger für die Effizienz. • Vorlauftemperatur/Heizkurve absenken: Bei niedrigerer Vorlauftempe- ratur dauert es länger, bis das System nach einer Abkühlung wieder bei der Solltemperatur ankommt. Aber es überschießt auch weniger, und die Verluste sind geringer. • Einsatz einer effizienten Pumpe: Das Heizungswasser muss bewegt wer- den. Das übernimmt eine elektrisch betriebene Pumpe. Der Ersatz der Heizungspumpe durch eine Hocheffizienzpumpe ist zwar eine„invasive“ Maßnahme an der Heizung, aber noch niederschwellig. Hier lässt sichmit geringer Investition oft eine signifikante Einsparung erzielen. Schließlich läuft diese Pumpe, so klein ihre Leistungsaufnahme auch sein mag, tau- sende Stunden pro Jahr. • Austausch zu groß dimensionierter Anlagen: Viele Heizungsanlagen sind größer ausgelegt als nötig. Der gedankliche Worst Case: Es ist kalt und ich bekomme meine Wohnung nicht warm. Also lege ich mein Sys- temmit Reserve aus. Überdimensionierte Anlagen laufen allerdings nicht im optimalen Arbeitspunkt; die Effizienz leidet. Sparen auch bei der Trinkwassererwärmung? Besser nicht! Wo erwärmtes Trinkwasser bevorratet wird, also in Spei- chern und Zirkulationssystemen, da muss es nach aktuellem Stand der allgemein anerkannten Regeln der Technik, insbesondere VDI 6023, stän- dig auf einer hohen Temperatur und im Fluss gehalten werden, damit sich keine Keime darin vermehren. Eine Absenkung der Speichertempe- ratur unter 60 °C oder etwa eine zeitweise Abschaltung der Zirkulations- pumpe, um Leitungsverluste und Pumpenenergie zu sparen, ist daher nicht ratsam. Energie für Trinkwassererwärmung kann man also nur si- cher einsparen, indem man weniger erwärmtes Wasser verbraucht, also beispielsweise kalt oder kürzer warm duscht. Wird eine zentrale Trink- wassererwärmung zeitweise nicht benötigt, kann ihr Betrieb unterbro- chen werden. Dadurch lässt sich viel Energie –Wärme und Pumpenstrom – einsparen. Aber Achtung: Die Außerbetriebnahme und Wiederinbe- triebnahme müssen fachgerecht durchgeführt werden, siehe dazu VDI/DQQST-EE 3810 Blatt 2.1. Wer in der nächsten Heizsaison sparen möchte, der tut gut daran, schon jetzt den Fachhandwerksbetrieb seines Vertrauens zu kontaktieren. Kurz vor Beginn der Heizsaison fällt es allen ein. <

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