meier Magazin - August 2022 / 23. Jhg.

47 Markt Wendelstein Eröffnung des Wendelsteiner Badhauses in Bad Windsheim Baden und Schwitzen wie imMittelalter Vor zehn Jahren wurde das Badhaus in Wendelstein abgebaut und im Freilandmuseum Bad Windsheim wieder errichtet. Dabei wurde der Bauzustand von 1450 rekonstruiert. Die Eröffnung musste zweimal verschoben werden: 2020 wegen der Pandemie und 2021 wegen Hoch- wasserschäden. Aller guten Dinge sind drei und so konnte dieser Tage die Eröffnung desWendelsteiner Badhauses feierlich begangen werden. Zum Festakt waren auch rund 100 Wendelsteiner Bürgerinnen und Bürger mit zwei Bussen angereist. Bei strahlendem Sonnenschein wurde das Badhaus mit viel Promi- nenz eröffnet. Das Programmwurde durch mittel- alterliche Beiträge von Knud Seckel musikalisch umrahmt. Bernd Kalb von der Kunigunde-Creutzer-Theater- gruppe trug die Badregeln und den Jungbrunnen von Hans Sachs amüsant vor. Wendelsteins BürgermeisterWerner Langhans brachte eine limitierte Edi- tion einer„Wendelsteiner Badehose“ mit. Die moderne Formder„Badehr“ sorgte für große Überraschung und Heiterkeit. Der Förderverein des Mu- seums spendete erheblich für den Wiederaufbau des Badhauses. Muse- umsleiter Dr. Herbert May wies auf einige bauliche Besonderheiten hin: 3 Bernd Kalb trägt die Badregeln von Hans Sachs vor Wendelsteiner „Badehr“ in limitierter Auflage Das wiedererrichtete Wendelsteiner Badhaus nach über 500 Jahren ist noch immer 70 Prozent der originalen Bausub- stanz vorhanden. Auch wurden das ursprüngliche Türblatt und eine Spitzkelle wiedergefunden. Nach der feierlichen Eröffnung hatten die Gäste die Gelegenheit, das neue Schmuckstück zu besichtigen. Eine Living-History-Gruppe gestal- tete anschaulich das Leben um 1450. Ein Badegast in historischer Bade- kleidung nahm ein Schwitzbad. Badeknechte und -mägde versorgten die Gäste, schürten den Ofen, schleppten Wasser und alles was dazu gehört. Im Obergeschoss fertigte ein Paternosterer Gebetsketten an. Das Badhaus inWendelstein Im steinernen Erdgeschoss befand sich die Badestube mit Wasserkessel, Schwitzofen und Umkleiden. Im Fachwerkaufbau im Obergeschoss waren mehrereWohnungen untergebracht. Dort wohnten der Bader mit Familie und Mieter, wie der Gemeindebüttel. Mehrere Brände zerstörten das Haus. Zusätzlich wurde es mehrfach umgebaut. Der Wasserkessel wurde sieben Mal erneuert, der Badeofen fünf Mal. Vor 200 Jahren wurde der Badebetrieb schließlich aufgegeben. Der hohe Holzpreis, Angst vor Seuchen und die private Konkurrenz besiegelten das Aus des Wendel- steiner Badhauses. Danach wurde das Gebäude u.a. als Stall genutzt und stand zuletzt längere Zeit leer. Nun wurde es zu neuem Leben im Freilandmuseum erweckt. i Infos zum Badhaus und zum Besuch: www.freilandmuseum.de Katharina Polster < © NorbertWieser © NorbertWieser ©KatharinaPolster

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