meier Magazin - September2021 / 22. Jhg.

41 Sabine Broßmann Nachlassberatung Zurück zur Handlungsfähigkeit Seit nunmehr über 18 Monaten begleitet uns Corona in all seinen Facetten. Was hat das mit uns gemacht? Angefangen von einem nahezu kompletten Kontaktverbot mit Außen- stehenden. Plötzlich konnten persönliche Angelegenheiten mit Ämtern, öffentlichen Institutionen oder auch privaten Ratgebern nicht mehr ge- klärt werden. Egal, ob die Beantragung eines Ausweises, das Ummelden eines Kraftfahrzeugs oder auch die Planung von Familienfeiern, ja sogar Beerdigungen, nichts mehr war möglich. Nur ganz langsam und sehr ein- geschränkt waren derartige Kontakte wieder möglich, ebenso kamen auch die persönlichen Freiheiten nur Schritt für Schritt zurück. Zusätzlich zu den persönlichen Einschränkungen kam die Unsicherheit und Angst, man wollte jedes Risiko vermeiden. Wir alle sind jetzt für derartige Themen sensibilisiert: Was kann alles passieren und mir meine Handlungsfähigkeit ungewollt nehmen? Das heißt auch: Was habe ich alles aufgeschoben und nicht erledigt, weil es a) nicht möglich war und ich b) kein Risiko eingehen wollte? Umso wichtiger ist es nun, das Aufgeschobene zügig anzugehen. Was muss alles erledigt werden? Viele sind zwischenzeitlich geimpft und gehen daher entspannter mit demThema Corona um. So ist es jetzt pro- blemlos wieder möglich, persönliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Gerade die ganz individuellen persönlichen Dinge, die die Vertretung der eigenen Person möglich machen: Erteilung einer Bankvollmacht, Rege- lung einer Vorsorgevollmacht – damit vertraute Personen sich um Haus und Hof kümmern können etc. sowie auch das Erstellen einer Patienten- verfügung, um ganz persönliche gesundheitliche Wünsche auszudrü- cken. Nicht zu vergessen das Abfassen eines Testaments – in welcher Form auch immer –, um auch die Nachfolge über den Tod hinaus im ei- genen Interesse zu beeinflussen. Zu Beginn der Pandemie war tausendfach keine gesundheitliche Fürsorge durch Vertraute möglich. Wünsche zumAufenthalt, ebenso wie die Zustimmung oder Ablehnung zu medizinischen Maßnahmen, konn- ten nicht mehr ausgedrückt werden. Uns allen wurde dramatisch vor Augen geführt, wie schnell man vertraute Personen nicht mehr in die Arme schließen konnte. Viele haben nicht mehr die Gelegenheit, jetzt zu handeln. Abgesehen von den immensen Todesfällen älterer Menschen sind zwischenzeitlich viele in einem geistigen Zustand, der die Möglichkeit einerWillensbekundung unmöglich macht. Obengenannte Erklärungen kann nur abfassen, wer im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist oder zumindest zu bestimmten Zeiten den Umfang dieser Erklärungen erfasst. So erfreulich es ist, dass die Menschen immer älter werden, so steigt dadurch das Risiko, an Demenz zu erkranken. Die Medizin sagt„Im Falle einer Demenz ist zusätz- lich zu beachten, dass während der Zeit ihres Bestehens viele Infor- mationen gar nicht oder nicht realitätsgerecht aufgenommen, verarbeitet und abgespeichert werden. Dies ermöglicht aber die Einflussnahme Dritter in unkontrollierbarer Weise.“ Personen, die eine Vertrauensbasis aufbauen können, haben also die Möglichkeit, diese zu ihren Gunsten auszunutzen. Lassen Sie es nicht zu, dass Andere über Sie bestimmen, ohne dass Ihre individuellen Wünsche berücksichtigt werden. Das geht nur durch entsprechende Verfügungen. Nach Corona ist vor der nächsten Krise. Sabine Broßmann <

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