meier Magazin - Oktober 2021 / 22. Jhg.

62 Bürgerinitiative Röthenbach b. St. W. - Reichswald-bleibt Kein ICE-WERK im Reichswald Warum darf das ICE-WERK nicht im Reichswald gebaut werden ? Es gibt viele Gründe die gegen das ICE-WERK im Reichswald sprechen. Doch zunächst einmal, was soll hier gebaut werden. Die Bahn plant ein ICE-Ausbesserungswerk im Reichswald. In diesemWerk werden bis zu 25 ICE-Züge pro Tag gewartet, gereinigt und wieder fertig gemacht für den Einsatz auf der Strecke. Die Bürgerinitiative spricht sich klar für ein ICE-Werk aus. Aber auf einer ökologisch vertretbaren Fläche. Und auf einer flächenmäßig kleineren Fläche. Drei Standorte werdenmomentan von der Bahn bevorzugt. Muna, Jägersee und Harrlach. Es soll ein Flächenbedarf von 45 Hektar umbaut werden. Weitere Flächen für PKW- und LKW-Park- plätze,Warteplätze für ICE-Einheiten, Logistikgebäude, Zu-und Abfahrten für PKWs, LKWs und ICEs kommen noch hinzu und werden derzeit von der Bahn nicht genannt. Der CSU-Direktkandidat für den Bundestag Ralph Edelhäußer nimmt insgesamt 300 ha* an. Der Wald und unser Klima - Funktion im Angesicht des Klimawandels Der Wald in der Muna durfte seit über 70 Jahren fast an allen Stellen un- gehindert wachsen und sich entfalten. Es sind Biotope entstanden. Es sind dort Tiere zuhause die auf der „Liste der bedrohten Tierarten“ stehen. Wald sorgt für unsere Luftqualität, sorgt und schützt unser Wasser. Er sorgt für ein kontrolliertes Versickern bei Starkregen. Er kühlt bei Hitze unsere Umgebung. Wald ist eine natürliche Klimaanlage. Wald sorgt auch für die Verringerung von Lärm. Wald nimmt Staub und Schmutz aus der Umgebungsluft auf und reinigt sie. Wald sorgt für unsere Luftfeuchtigkeit. Das macht unsere Luft gesünder. Dieser Wald ist unser Naherholungsgebiet Dem Reichswald kommt eine große Bedeutung als Spielplatz und Naherholungsgebiet zu. Er bietet sich zu erholsamen Spaziergängen an. Radfahren durch den Wald ist stressbefreiend. Auch Nürnberger Bürger kommen oft und gerne in dieses Naherholungsgebiet. Pilze und Beeren werden in diesem Gebiet sehr gerne gesammelt. Die heilende Wirkung ist nicht zu unterschätzen. Nicht zuletzt aufgrund der psychologischen Wirkung von Wald und Grün wird gestressten Menschen von Ärzteseite geraten, mehr Zeit im Wald zu verbringen. Und besonders der angren- zende Jägersee benötigt diesenWald. OhneWald wird auch der Jägersee wohl bald nicht mehr existieren. Eine Rodung vonWaldflächen führt also in mehrfacher Hinsicht zu einer Belastung des Ökosystems, die es zu vermeiden gilt – insbesondere in einer ohnehin bereits stark belasteten Region. Flächenbedarf des ICE-Werks Die Bahn spricht offiziell von einem Flächenbedarf von ca. 45 ha. Wenn- gleich dabei der Eindruck entstehen soll, dass es sich dabei um den gesamten Flächenbedarf handelt, steht im Kleingedruckten, dass damit lediglich die umbaute Fläche gemeint ist. Hinzu kommt der „Parkplatz“ für die ICEs: Je nach Ausbaustufe (7- bis 13-teilig) misst ein ICE 4 bis zu knapp 400 m Länge. Die Gleise müssen natürlich länger sein, da die Züge auch manövrieren können müssen. Mehrere von diesen Zügen sollen in der Halle selbst gewartet werden. Und mehrere, müssen, je nach Auf- kommen, außerhalb der Wartungshalle gebunkert werden können. Weitere Voraussetzungen bestehen in der Anbindung der Anlage an das Gleissystem der DB. Dies kann jedoch nicht einfach durchWeichen erfol- gen, da die Strecke Nürnberg-München eine Hochgeschwindigkeits- trasse ist. Also kommt hier wie bei Autobahnen nur der kreuzungsfreie Verkehr in Frage. In der Folge muss die Anbindung durch OVERFLY´s realisiert werden. Dies sind im Prinzip weite ausladende Kurven um auf die ICE-Anlage einzuschwenken. Führt man sich die maximale Länge eines Zuges von bis zu 400 Meter vor Augen, ist klar, dass diese keinen kleinen Wendekreis haben können. Entsprechend groß muss die Kurve und damit das gesamte Bauwerk ausfallen. Es wird hier wohl mit 400 m gerechnet. Der Flächenbedarf ist dementsprechend. Insgesamt gehen realistischere Schätzungen für den gesamten Flächenbedarf – die so sogar von„unseren“ Politikern verbreitet werden – von 300 ha* aus. Um diese Zahl etwas greifbarer zu machen, sei erwähnt, dass die Fläche der ins Auge gefassten Muna ca. 200 ha und der Bereich südlich davon (Jägersee) ca. 180 ha beträgt. Tatsächlich müsste also quasi der gesamte Bereich dem Bauvorhaben zum Opfer fallen. Weiterhin kann man sich ohne große Phantasie vorstellen, dass eine der- art fragmentierte Waldfläche weitere Begehrlichkeiten gemäß dem Motto„Ist der Ruf erst ruiniert, …“ weckt. Überlastung der Infrastruktur Das ICE-Werk ist ausgelegt für eine Kapazität von 25 Zügen pro Tag. Ein ICE transportiert durchschnittlich 800 Menschen. In der Summe ist hier also die Rede von 20.000 Menschen. Frischwasser, Abwasser, Nahrungs- mittel für 20.000 Menschen werden täglich angeliefert. Zum Vergleich: Feucht und Röthenbach / St. W. haben zusammen knapp 16.500 Einwoh- ner. Zu diesen gebündelten Lebensmitteln kommen natürlich neben den Zugersatzteilen noch die technischen Betriebsmittel hinzu, die erforder- lich sind, um eine solch gigantischeWerkstatt zu betreiben.Die gesamte erforderliche Logistik würde die Straßen um Wendelstein, Feucht und Moorenbrunn herummassiv überlasten. Weitere Straßen und Zufahrten müssten gebaut werden. Weiterer Wald gerodet werden. Lärmbelastung der Region Zu den Instandsetzungsarbeiten gehören auch Tests, um einerseits festzustellen, was repariert werden muss, und andererseits, um zu testen, ob die Reparatur erfolgreich war. Im Rahmen dieser Arbeiten plant die DB Tests der ICE-Hupen. Deren Lärmpegel liegen bei 125 dB. Ein Gewit- terdonner als Vergleich hat nur 120 Dezibel. Nachts reicht der Schall bis 20 kmweit. Noch in 5 km Entfernung so daßman aus dem Schlaf gerissen wird. Bereits ein Lärmpegel von 120 dB kann bei kurzfristigem Einwir- kung zu dauerhaften Gehörschäden führen. Bei langfristiger Exposition reichen hierfür 85 dB. Jetzt wird natürlich völlig zu Recht ins Feld geführt, dass sich wohl niemand direkt neben eine ICE-Hupe stellen wird. Das Problem ist allerdings ein anderes: Es gibt zahlreiche Untersu- chungen von Anwohnern in der Nähe von Flughäfen, die zeigen, dass es durch den Fluglärm zu sogenannten Aufwachreaktionen kommt. Dabei würden die Befragten subjektiv behaupten, dass sie durchgeschlafen hätten, im EEG (Aufzeichnung der Gehirnaktivität) lassen sich aber Aufwachreaktion, d.h. der Wechsel von einer Schlafphase in einer weniger tiefe, nachweisen. Man könnte es auch so formulieren: Das Gehirn prüft kurz, ob der Lärm eine Bedrohung darstellt, und versucht dann„weiterzuschlafen“. Dadurch kommt es zu einer Zerstörung des natürlichen Schlafrhythmus. In Folge dessen sind die Menschen tagsüber weniger leistungsfähig. Darüber hinaus resultiert die fehlerhafter Nachtregulation des Blutdrucks auf Dauer zum Krankheitsbild Bluthochdruck (Hypertonie) mit den bekann- ten negativen Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem, z.B. Herzin- farkt oder Schlaganfall. Daher gibt es das Nachtflugverbot – und auch hier steht keiner direkt neben dem Flugzeug. Und die Bahn nimmt die Klagen der Anwohner nicht ernst. Es wird nicht alles getan um diesen Lärm zu vermeiden. Nach der Einweihung des ICE-Werks in Köln-Nippes (2018) gab es massive Klagen von Anwohnern. : Naturschutz : : Umweltschutz : : Artenschutz : : Nachhaltigkeit : : Klimaschutz

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