meier Magazin - März 2021 / 22. Jhg.

44 Ökologisch wertvoll: Garten- Saison 2021 Wer kennt sie nicht, die samtigen Palmkätzchen, die wir an Ostern gerne als Strauß mit bunten Eiern schmücken. Palmkätzchen sind die Blütenzweige der Sal-Weide. Sie gehören zu den typischen Frühlings- boten und sind für Insekten eine der wichtigsten Nahrungsquellen nach demWinter. Bereits ab Anfang März blüht die Salweide. Die Kätzchen sind in dickes Gelb gehüllt und so dicht von Bienen umschwärmt, dass alles summt und brummt. Jeder, der solch einen Baum im Garten hat, ist sich spätestens jetzt sicher: der Frühling hat begonnen. Die Sal-Weide ist ein typischer einheimischer Baum und in ganz Europa bis nach Ostasien verbreitet. Einzig in Südspanien und dem südlichen Balkan ist sie nicht anzutreffen. Sie liebt nährstoffreiche Böden, wächst aber, anders als ihre vielenVerwandten, nicht an Flussauen oder in Sümp- fen. Je nach Standort wird der Baum zwischen zwei und zehn Meter hoch, im günstigsten Falle sogar bis 15 Meter. Die charakteristischen gel- ben Blüten wachsen ausschließlich auf männlichen Bäumen. Denn Wei- den gehören zu den getrenntgeschlechtlichen, botanisch: zweihäusigen, Pflanzen. Das heißt, männliche und weibliche Blüten, die Kätzchen, wach- sen auf unterschiedlichen Bäumen. Die weiblichen Blüten sind grün und eher unbekannt, denn was wir im Handel als Osterstrauß kaufen, sind ausschließlich Äste mit männlichen Blüten. In freier Natur übersehen wir sie oftmals. Aus den weiblichen Blüten bilden sich ab Ende Mai kleine, leichte, längliche Kapselfrüchte mit langen, wolligen Haaren. Diese wer- den, wie bei der nah verwandten Pappel, vomWind verbreitet. Wertvoll nicht nur für Bienen Die Bedeutung der Sal-Weide als erste Nahrung der Bienen im Frühling hat sich längst herumgesprochen. Weniger bekannt ist ihre Bedeutung für Schmetterlinge. An die 100 Schmetterlingsarten profitieren von Salix caprea. Zitronenfalter, Kleiner Fuchs und das Tagpfauenauge nutzen die Blüten im zeitigen Frühjahr als Nektarquelle. Jungsträucher anWaldrän- dern undWegen werden gerne zur Eiablage genutzt. Den Raupen dienen sie als Futterpflanze. Auch verschiedenen Käfern dient dieWeide als Fut- terpflanze. So fressen Weidenblattkäfer (Chrysomela) gerne die Blätter, während der Moschusbock (Aromia moschata) den Saft saugt. Die Sal-Weide im Garten Die Sal-Weide ist, wie die meisten ihrer Verwandten, ein echter Sonnen- anbeter. Ein vollsonniger Platz ist also ideal, Halbschatten wird auch ver- tragen. Was den Boden betrifft sind die Bäume anpassungsfähig. Sie lie- ben feuchte, saure und lehmige Böden, kommen aber auch auf leicht al- kalischen oder sogar trockenen Sandböden zurecht. Der Vorteil: setzt man das Bäumchen gezielt auf trockene, karge Böden, dann bleibt es kleiner. Was die Pflege betrifft sind Sal-Weiden unkompliziert. Auf eine Kompostgabe im Frühjahr reagieren sie mit freudigem Wuchs. Und auf Sandboden sollte die Baumscheibe mit einer Schicht Mulch versorgt wer- den. Bei sommerlicher Trockenheit sollten Sie außerdem auf gelegentli- che Wassergaben achten. Wenn Sie eine kompakte, dichte Krone wün- schen, dann sollten Sie sich allerdings die Mühe machen, die abgeblüh- ten Zweige zurück zu schneiden. Durch diese Pflegemaßnahme werden die Blüten zudem größer. Beim Rückschnitt dürfen Sie ruhig beherzt zur Sache gehen und die Triebe bis auf das zweite oder dritte Auge zurück schneiden. DieWeide entwickelt sich so über die Jahre zu einer typischen Kopfweide. Wenn Sie aber lieber eine natürliche Krone fördern wollen, dann tun Sie einfach – nichts. Im Winter müssen Sie sich sowieso keine Arbeit machen, denn die Sal-Weide gilt als äußerst frosthart. Sal-Weiden pflanzen Die ideale Pflanzzeit für die Sal-Weide ist der Herbst. Als wurzelnackte Gehölze, das heißt, ohne Container oder Topfballen, können sie aber auch im späten Frühjahr gesetzt werden. Das Pflanzloch sollte etwa ein- einhalb Mal so groß wie der Wurzelballen sein. Die Erde wird gründlich aufgelockert undWurzeln und Steine entfernt. Einen guten Start erfährt der Setzling, wenn die Erde mit Kompost und Hornspänen angereichert wird. Das Pflanzloch sollte so tief sein, dass der Wurzelballen ebenerdig abschließt. Aus dem Aushub dann noch eine Gießrand formen. Danach wird gründlich angegossen und idealerweise noch eine Mulchschicht aufgebracht. Im ersten Jahr sollten die frisch gepflanzten Bäumchen re- gelmäßig gewässert werden, damit sie gut anwurzeln. Da Sal-Weiden sehr schnellwüchsig sind eignen sie sich gut als Wind- und Sichtschutz und können auch in Reihe angepflanzt werden. Wer sich aber einen im- posanten Baum mit ausladender Krone wünscht, gönnt ihm einen Ein- zelplatz. Die Sal-Weide im Topf Wenn Sie die Sal-Weide im Topf, zum Beispiel auf dem Balkon oder auf der Terrasse, kultivieren möchten, dann sind die Sorten„Pendula“ beson- ders zu empfehlen. Die Hänge- oder Trauerweiden sind kleinwüchsig und sorgen für besondere Akzente. Der Container sollte mindestens 40 Liter Erde fassen. Als Substrat taugt jede gängige Blumenerde, gerne aufge- peppt mit etwas Sand oder Perlit. Weiden im Kübel müssen regelmäßig gewässert werden, außerdem sollte von März bis August einmal im Monat etwas Flüssigdünger gegeben werden. Hängeweiden sollten un- bedingt nach der Blüte ausgeschnitten werden, weil sich sonst über die Zeit die Krone mit unschönen Nestern aus toten Ästen füllt. Im Winter wird der Kübel frostsicher eingepackt, mit den üblichen Mitteln wie Jute, Folie oder Vlies. Und ab und zu das Gießen nicht vergessen, damit der Topfballen nicht austrocknet. Egal, wie Sie die Sal-Weide nutzen – ob als Heckenpflanze, Solitärbaum oder Mini-Bäumchen auf dem Balkon. Sie tun nicht nur der Insektenwelt einen Gefallen, sondern holen sich eine echte Rarität in den Garten. Denn in der Natur ist der ehemalige Allerweltsbaum inzwischen so selten ge- worden, dass er unter Schutz steht. Und nicht zuletzt haben Sie neben einem beeindruckenden Frühlingsboten Ihre ganz private Quelle für die wunderschönen Palmkätzchen. Kristin Wunderlich, Dipl. Biologin meier® Magazin / Redaktion < Die Sal-Weide

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