meier Magazin - März 2021 / 22. Jhg.

27 Kinder- und Jugendcoaching Nicht integrierte frühkindliche Reflexe können das Lernen beeinträchtigen Schon gewusst? Nicht integrierte frühkindliche Reflexe können das Lernen beeinträchtigen – und es zur Qual für die ganze Familie machen. Was sind frühkindliche Reflexe? Bei Reflexen handelt es sich grundsätzlich um spontane Bewegungen, die durch einen Reiz ausgelöst werden und imNormalfall ein Leben lang bestehen bleiben. Ein Beispiel ist der Lidschluss-Reflex, der die Aufgabe hat das Auge zu schützen. Nähert sich ein Objekt schnell dem Auge, schließt das Lied spontan. Wir müssen nicht bewusst darüber nachden- ken. Frühkindliche Reflexe hingegen sind zuständig für die Hirnreifung und den Aufrichtungsprozess. Sie entwickeln sich imMutterleib und wer- den durch Reize aus der Umwelt ausgelöst. Sie haben eine wichtige Auf- gabe und sichern quasi das Überleben des Kindes. Denn ohne Saugreflex beispielsweise, würde ein Neugeborenes nicht automatisch an der Brust das Saugen anfangen, sobald seine Lippen berührt werden. Die Reflex- muster sollten allerdings nachdem ihre Aufgabe abgeschlossen ist ver- schwinden. Das bedeutet, dass diese Reflexe durch einen Reiz nicht mehr spontan ausgelöst werden. Beispiele für frühkindliche Reflexe sind u. a. der Moro-Reflex, der symmetrisch-tonische Nackenreflex, der tonische Labyrinth-Reflex oder der Saugreflex. Warum Reflexe erhalten bleiben, kann verschiedene Gründe haben. Manchmal werden Entwicklungsschritte übersprungen. Auch Stress und problematische Schwangerschaften könnten die Integration verhindern. Wie können sich nicht integrierte Reflexe auswirken? Unser Nervensystem ist in der Lage, bestehende frühkindliche Reflexe zu unterdrücken. Dies hat aber zur Folge, dass unser System erhöht Auf- merksamkeit und Energie dafür aufbringenmuss. Kinder, deren frühkind- liche Reflexe nicht gehemmt sind, könnten aus diesemGrund durch ver- schiedenste motorische Symptome wie auch durch Schul- und Verhal- tensprobleme auffallen. Konzentrationsschwäche, Ängste, Lese-, Recht- schreib- und Rechenschwäche, mangelnde Impulskontrolle, AD(H)S- Symptomatik, sowie Defizite in der Fein- und Grobmotorik sind nur ei- nige der möglichen Symptome. Am Beispiel des Moro-Reflexes lässt sich die Auswirkung gut erklären. Beim Moro-Reflex handelt es sich um einen Stressschutzreflex, der sich etwa in der 12. Schwangerschaftswoche entwickelt. Dieser wichtige Re- flex bewirkt, dass das Kind im Mutterleib die Arme ausbreitet um sich von der Nabelschnur zu befreien. Ist der Reflex aber nicht integriert (dies sollte etwa 4 Monate nach der Geburt passiert sein), kann er für Kinder zu einer schlimmen Belastung werden. Die Kinder fühlen eine ständige Anspannung. Da sie alle Reize um sich herum wahrnehmen müssen, haben sie ständig das Gefühl bedroht zu werden. Vor diesem Hinter- grund ist es nicht überraschend, dass sie dem Unterricht nicht mehr un- eingeschränkt folgen können, schnell wütend werden und ständig„Streit suchen“, eine niedrige Frustrationstoleranz zeigen oder aber sehr ängst- lich sind. Weitere Beispiele für frühkindliche Reflexe und ihre möglichen Auswirkungen: Lese- und Rechtschreibschwächen können auf einen noch aktiven symmetrisch-tonischen Nackenreflex zurückzuführen sein. Kinder mit diesem aktiven Reflex sehen oft Doppelbilder oder die Buchstaben ver- schwommen, weil sie Schwierigkeiten mit der Akkommodation beim Nah- und Fernsehen haben. Kinder die als „Zappelphilipp“ gelten und deshalb ständig ermahnt werden ruhig sitzenzubleiben, können einen noch aktiven spinalen Galant-Reflex haben. Dieser Reflex kann bewirken, dass das Anlehnen an die Stuhllehne sich seltsam anfühlt und es deshalb so aussieht als würde das Kind herumzappeln. Wirkt ein Kind sehr un- geschickt und wirft oft Dinge um, sollte man an den asymmetrisch-toni- schen Nackenreflex denken. Ist dieser Reflex aktiv, können Gleichge- wichts- undWahrnehmungsprobleme Symptome davon sein. Auswirkungen auf das Kind und seine Umwelt Ein Kind, das ständig hört was es falsch macht, wird zwangsläufig anfan- gen an sich selbst und vor allem auch an seinen Fähigkeiten zweifeln. Glaubenssätze wie„Ich bin zu doof, das kann ich eh nicht“,„Alle sind bes- ser als ich“ oder „Das versuche ich besser erst gar nicht, geht eh schief“ verfestigen sich und haben negative Auswirkungen auf das Selbstbild und das Selbstbewusstsein des Kindes. Hinzu kommen häufig noch Bauch- und Kopfschmerzen, wenn es um das Thema Schule geht. Das tägliche für die Schule fertig machen oder die Hausaufgaben werden zur Qual für das Kind und die ganze Familie. Was kann getan werden? Die gute Nachricht: Vorausgesetzt die Symptome sind auf frühkindliche Reflexe zurückzuführen, kann betroffenen Kindern (und Erwachsenen) geholfen werden. Durch die Reflexintegration mit Hilfe eines speziellen Bewegungstrainings können fehlende Entwicklungsschritte nachgeholt werden. Mit dem Bewegungstraining wird das Stammhirn stimuliert und so das neuronale Nachreifen angeregt. Die Probleme verringern sich oder verschwinden im Optimalfall ganz. Schule und Lernen bedeuten keine Qual mehr. Cristina Méndez Rodríguez, Kinder- und Jugendcoach <

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