meier Magazin - April 2021 / 22. Jhg.

61 Therapiehunde Deutschland Therapeuten auf vier Pfoten: Therapiehunde Deutschland – ein Verein stellt sich vor Die Therapiehunde Deutschland sind mit ihren Teams aus Hunden und Hundeführer(inne)n bundesweit in Alten- und Pflege- heimen, Einrichtungen für körperlich und geistig behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Schulen und Förderschulen, Kindergärten, Kliniken, Justizvollzugsanstalten, Palliativstationen und Hospizen unterwegs. Ihr zehnjähriges Jubiläum hatten sich die Therapiehunde Deutschland anders vorgestellt, doch wegen der Corona- Schutzmaßnahmen fallen seit einem Jahr nicht nur alle Besuche bei Senio- ren, behinderten Menschen oder in Schulen und Kindergärten flach, son- dern auch Feste und Veranstaltungen. Nichtsdestotrotz ist die Erfolgsge- schichte des Vereins eine beeindru- ckende. Im Winter 2010 wurde der Verein ge- gründet und ging schließlich im Som- mer 2011 als „Therapiehunde Franken e.V.“ in den fränkischen Gefilden und bald darauf in ganz Bayern an die Ar- beit, wie imVereinslogo noch immer er- sichtlich ist. Inzwischen sind die vier- pfotigen Therapeuten bundesweit tätig, weshalb der Verein im Juli 2018 in „Therapiehunde Deutschland e.V.“ umbenannt wurde. Über 900 Mitglieder aus allen Bundesländern haben sich den Therapiehunden angeschlossen und absolvieren als ausgebildete Teams mit ihren Hunden jährlich etwa 7000 Besuche in Alten- und Pflegeheimen, Einrichtungen für körperlich und geistig behinderte Kinder, Jugendliche und Erwach- sene, Förderschulen, Kindergärten, Kliniken und Justizvollzugsanstalten. Speziell ausgebildete Schulbesuchshunde-Teams bringen Grundschüle- rinnen und Grundschülern den richtigen Umgangmit Hunden näher und geschulte Lesehunde-Teams helfen Kindern mit Leseschwächen. Das Besuchsangebot wurde in den letzten Jahren um den Bereich Hospiz- Begleitung erweitert. Eigens ausgebildete Mitglieder bereiten mit ihrem Hund Menschen am Ende ihres Lebens imHospiz oder der Palliativstation noch einmal eine besondere Freude. Für die Hunde ist jeder Einsatz psychisch und physisch anspruchsvoll und anstrengend. Daher gehen die Hunde maximal in zwei dreißigminütige Einsätze pro Woche, denn Tierschutz steht für den Verein an oberster Stelle. Was die tiergestützte Therapie bei den besuchten Kindern, Jugend- lichen und Erwachsenen bewirkt, ist einfach zu erklären: Die Hunde vermitteln Vertrauen, Wärme und Geborgenheit, sind empa- thisch und fordern dennoch nichts ein. Sie fokussieren sich auf den Charakter und somit das Wesentliche des Menschen – ob dieser behin- dert, krank oder alt ist, interessiert den Vierbeiner nicht. Ausschlaggebend dafür, ob sich ein Hund zumTherapeuten eignet, sind ein gutmütiges, freundliches und sozialisiertes Wesen – egal ob es sich dabei um eine kleine „von-und-zu-Rasse“ oder einen großen Wald-und- Wiesenmischling handelt. Therapiehunde sind normale Haus- und Fami- lienhunde, die einen speziellen Situationstest absolviert und bestanden haben. Die Hunde arbeiten nach Feststellung ihrer Eignung als Therapie- hunde mit ihren Hundeführer(innen)n als Team an wechselnden Einsatz- orten und besuchen Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen und Leiden. Therapiehunde werden gezielt eingesetzt, umdie Beschwer- den von physisch und psychisch kranken Menschen zu lindern und helfen etwa auf den Gebieten der Psychotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie, Heilpädagogik und in vielen anderen sozialen und thera- peutischen Bereichen. Man schätzt sie in Behinderteneinrichtungen jeder Art, in Kindergärten, Schulen, Alten- und Pflegeheimen, Justizvollzugs- anstalten sowie in Hospizen und Palliativstationen, denn es wurde mehr- fach wissenschaftlich nachgewiesen und in diversen Studien belegt, dass der Kontakt zuTieren, insbeson- dere zu Hunden, beim Men- schen positive Auswirkungen auf den körperlichen und seeli- schen Gesundheitszustand hat. Der Hund geht völlig wertfrei auf den Menschen zu, befrie- digt das Zuneigungs- und Zu- wendungsbedürfnis, mindert Einsamkeit oder soziale Isola- tion und steigert das Wohlbe- finden. Tierbesuche senken den Blutdruck und die Pulsfrequenz, Patienten sprechen besser auf Medikamente an, wodurch sich beispielsweise die Genesungs- zeiten nach Schlaganfall und Herzinfarkt deutlich verkürzen können. Die Grob- und Feinmotorik wird durch gezielte Übungen, auch Füttern aus der Hand, trainiert. Das warme weiche Hundefell vermittelt bei Berührung Wärme, Ruhe und Geborgenheit. Therapiehunde wirken kommunikationsfördernd, antidepressiv und motivationssteigernd. Schon Hildegard von Bingen, Kirchenlehrerin und Äbtissin im 13. Jahr- hundert, empfahl:„Gib‘ demMenschen einen Hund und seine Seele wird gesund.“ Die Tiere, die alle regelmäßig geimpft, entwurmt und veterinärmedizi- nisch behandelt werden, sind aber niemals Mittel zum Zweck. Sie sind keine therapeutischen Allheilmittel und können auch nicht heilen, aber seelisches und körperliches Leiden mindern. Nur in Zusammenarbeit mit ihren Hundeführer/innen können die Hunde ihre Aufgaben optimal und wirksam erfüllen. Falls Sie einen wesensfesten Hund und Interesse an einer interessanten und sozialen Aufgabe haben, lesen Sie im nächsten meier-Magazin, wie Sie Menschen eine Freude machen können. i Kontakt / Informationen: www.therapiehunde-deutschland.team Sabine Beck, freie Journalistin - die.schreiberei@web.de < Ein Therapiehund im Einsatz in einem Seniorenheim © Therapiehunde Deutschland

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