meier Magazin - Weihnachten 2020 / 21. Jhg.

29 Nicht selten werden die depressiven Symptome nicht zugeordnet und eher körperliche Ursachen der Beschwerden vermutet. Manchen Patienten fällt es schwer, über psychische Anliegen zu sprechen. Stattdessen werden verschiedene körperliche Beschwerden wie allgemeines Unwohlsein, Schlafstörungen, Kraftlosigkeit, Schwindel oder Schmerzen vorgetragen. Wer ist besonders gefährdet? Depressionen treten in jedem Lebensalter auf. Sowohl der Zeitpunkt der Erkrankung, als auch der Verlauf sind allerdings sehr variabel. Das Risiko, im Laufe seines Lebens an einer Depression zu erkranken, liegt bei ca. 16-20 %. Das bedeutet, dass im Schnitt jede/r fünfte im Laufe des Lebens einmal eine Erkrankung aus dem depressiven Formenkreis durchleidet. Besonders häufig treten Depressionen aller- dings bei älteren oder alleinlebenden Menschen, bei Menschen mit chronischen Erkrankungen (z.B. Herz-Kreislauf-, Krebserkrankungen, Parkinson oder Demenzerkrankungen) und bei Suchterkrankungen auf. Mangelnde soziale Unterstützung sowie belastende Lebensereig- nisse können ein Risikofaktor sein. Hinsichtlich der Lebensqualität, der Wechselwirkungen mit anderen Erkrankungen sowie gesamt-volkswirtschaftlich gesehen, haben de- pressive Störungen in der Bevölkerung eine enorme Bedeutung. Gleichzeitig werden sie oft unterschätzt oder nicht erkannt. Brauchen Sie Hilfe? Wohin können Sie sich wenden? Die Behandlung depressiver Störung wird interdisziplinär von Haus- ärzten, Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie, Nervenheil- kunde, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie auch von psychotherapeutisch qualifizierten Psychologen vorgenommen. Manchmal kann sogar ein stationärer Aufenthalt notwendig sein. Die erste Anlaufstelle ist für die Patienten häufig die Hausarztpraxis. Hier sollten ein ausführliches Gespräch und ggf. weitere diagnostische Maßnahmen stattfinden. Die Suche nach einem Psychotherapieplatz gestaltet sich häufig aufwendig, ist aber für die Behandlung von großer Bedeutung. Da es sich bei einer depressiven Erkrankung um einen organischen Mangel an Glücks-Botenstoffen im Gehirn handelt, ist eine medika- mentöse Therapie zumTeil unerlässlich. Ängste vor Abhängigkeit sind dabei unbegründet. Für viele Patienten sind Antidepressiva ein wahrer Segen, um aus dem tiefen Loch wieder heraus zu finden. Ungefähr zwei Drittel der Patienten sprechen innerhalb der ersten zwei Wochen der Behandlung deutlich auf die Therapie an. Anschließend wird eine Erhaltungstherapie über 4-9 Monate durchgeführt. Langfristig kommt es darauf an, Rückfälle zu vermeiden. Patienten, die bereits einmal eine Depression durchlitten haben, sind gefährdet, erneut zu erkranken. Hier ist die vertrauensvolle Begleitung durch eine Bezugsperson, sei es Hausarzt oder Therapeut, von großer Bedeutung. Insbesondere bei Auftreten von Selbstmordgedanken oder Gedanken von starker Hoffnungslosigkeit, sollten Sie sich rasch Hilfe suchen und sich bei Ihrem Hausarzt vorstellen. Außerhalb der Öffnungszeiten Ihrer Hausarztpraxis können Sie, unter der Telefonnummer 0911 4248550, den Krisendienst Mittelfrankener- reichen. Er bietet Hilfe für Menschen in seelischen Notlagen an 365 Tagen im Jahr von 09:00 bis 24:00 Uhr. Bleiben Sie gesund! Quellen: S3-Leitlinie/NVL Unipolare Depression, 2. Auflage, 2015. Version 5, www.krisendienst-mittelfranken.de Dr. Barbara Haase, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hypertensiologin (DHL), MVZ Dr. Renard & Kollegen <

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