meier Magazin - Weihnachten 2020 / 21. Jhg.

Praxis Dr. Renard & Kollegen Volkskrankheit Depression In der aktuellen dunklen Jahreszeit fühlen sich viele Menschen bedrückt und niedergeschlagen. Sowohl der Lichtmangel, als auch die weihnachtlichen Umstände, können die Seele belasten. Mögliche unterschwellige Gefühle von Einsamkeit werden während des „Fests der Familie“ stärker wahrgenom- men. Doch wie gelingt die Abgrenzung von noch normalen Stimmungsschwankungen zu einer behandlungsbedürftigen Depression? FREIZEIT – WELLNESS – BEAUTY GESUNDHE I T & SPORT 28 © Tinnakorn / stock.adobe.com Einfach nur schlecht drauf oder habe ich eine Depression? Die Symptome einer echten Depression führen bei den Patienten zu einer schweren körperlichen und psychischen Beeinträchtigung. Um die Verdachtsdiagnose zu stellen, müssen mindestens zwei Hauptsymp- tome mindestens zwei Wochen anhalten. Hauptsymptome depressiver Episoden sind nach der gängigen Klassi- fikation (ICD-10): • depressive, gedrückte Stimmung • Interessenverlust und Freudlosigkeit • Verminderung des Antriebs mit erhöhter Ermüdbarkeit, Aktivitätseinschränkung Die gedrückte Stimmung äußert sich in Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung oder auch als Gefühl der Gefühllosig- keit. Typisch ist das sogenannte Morgentief. Auch unspezifische Angst- gefühle sind häufig. Die Antriebsverminderung und der Interessenverlust führen zu einer verminderten Aktivität der Patienten. Ihnen fällt es deutlich schwerer, den alltäglichen Tätigkeiten nachzukommen bzw. ihre Hobbys auszu- üben. Häufig liegt ein Überforderungsgefühl vor und es kommt zu einem sozialen Rückzug. Gleichzeitig liegen bei einer depressiven Störung immer auch Neben- symptome vor, deren Anzahl den Schweregrad der Definition definiert. Hierzu zählen: Konzentrationsstörungen , vermindertes Selbstwert- gefühl , Schuldgefühle , pessimistische Zukunftsperspektiven , Suizid- gedanken , Schlafstörungen sowie ein verminderter Appetit . Die Konzentrationsstörung führt zu Entscheidungsschwierigkeiten. Zum Teil können Alltagsaufgaben nicht bewältigt werden. ImGedankengang dominieren Grübeleien und Selbstzweifel. Das Selbstwertgefühl ist er- heblich beschädigt. Die Zukunft wird als aussichtslos erlebt. Bei manchen Patienten kommt es sogar zuWahnideen (z.B. Verarmungswahn). Es kann ein erheblicher Gewichtsverlust auftreten. Die Schlafstörungen äußern sich als Einschlafstörung oder auch als frühmorgendliches Erwachen. Abgegrenzt werden müssen die Symptome einer depressiven Störung zu hirnorganischen Veränderungen (z.B. bei Multipler Sklerose), Sucht- erkrankungen, sogenannte Anpassungsstörungen oder normalen Trauer- oder Belastungsreaktionen. 8

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