meier Magazin - Weihnachten 2020 / 21. Jhg.

25 Kolumne von Marc Seubert Mein haariger Jahresrückblick Hätte man mir vor einem Jahr gesagt, dass ich im kommendenWinter keinen Glühwein auf dem Christkindlesmarkt schlürfen würde, hätte ich wohl nur müde gelächelt und keinen weiteren Gedanken daran verschwendet. Doch 2020 ist eben alles anders, dieses Jahr ist das undenkbare eingetroffen und die Pandemie hat uns überrollt. Während wir Anfang des Jahres noch dachten, es wäre ein lokales Pro- blem in China, erkannten wir plötzlich imMärz, dass auch wir uns auf das neuartige Virus einstellen müssen. Das erste Mal in der jüngeren Ge- schichte Deutschlands mussten die Schulen, Kindergärten und viele Läden auf Anordnung der Regierung schließen. Darunter auch wir Fri- seure. Es war eine sehr nervenaufreibende Zeit – weil einem schließlich keiner sagen konnte, wie lang das gehen würde. Wir waren zum ersten Mal mit Themen wie Kurzarbeit und staatlichen Hilfen beschäftigt. Es war schwer, den Überblick zu behalten, weil sich auch ständig gewisse Rege- lungen änderten. Auch für uns als Familienbetrieb mit drei Kindern war das eine ungewisse Zeit. Nur durch das Zusammenhalten des Teams, ganz viele treue Kunden, die uns auch in der Lockdown-Phase unterstützt haben, und starke Ner- ven haben wir dies gemeistert. Doch seitdem hat sich viel geändert: Wir Friseure arbeiten mit Hygiene- konzept. Masken sind Pflicht, Abstände, Sicherheitsinstallationen und vie- les mehr wurde eifrig in allen Friseursalons installiert. Unsere Branche ist ja bekannt für ihren Einfallsreichtum und Kreativität. Wir sind alle Cha- mäleons - und können uns schnell auf Neues einstellen. Meine Frau und ich arbeiten auch als Trainer für Friseure und sind für diesen Zweck für die Firma Loreal Professionnel und Calligraphy Cut in vielen Salons un- terwegs. Ich kann nur sagen: Unsere Branche hat die Krise zusammenge- schweißt. Unglaublich, wie man sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite stand. Ging es am Anfang um Beschaffungsprobleme von beinahe aus- verkauften Desinfektionsmitteln, Einmalhandschuhen und anderen Ar- tikeln, die für dieWiedereröffnung zwingend notwendig waren, wurden es mit der Zeit betriebswirtschaftliche Themen. Die Digitalisierung ist ra- send schnell vorangeschritten. Der gegenseitige Austausch zwischen den Salons und die Weiterbildungen wurden kurzerhand soweit möglich ins Netz verlagert. Ich bin begeistert, wie sehr der Spirit des Zusammenhaltes und der Optimismus bei den allermeisten Kollegen spürbar ist. Und das, obwohl unsere Branche weit entfernt ist von den gewohnten Jahresum- sätzen – von Gewinnen sowieso. Gerade hat ein großer Filialist mit weit über 1000 Filialen deutschlandweit Insolvenz angemeldet. Ausgang ungewiss. Umso mehr zeigt es mir, dass es auf das individuelle Reagieren auf die Krise in den Familienunternehmen ankommt. Tief beeindruckt hat mich ein Kollege aus BadenWürttemberg, der in einemGespräch voller Zuver- sicht sagte: Dieses Jahr geht´s mir darum, meine Mitarbeiter zu halten. Das gelingt mir. Ab nächstem Jahr will ich wieder Geld mit meiner Arbeit verdienen. Wir Friseure durften dieses Jahr auch spüren, wie wertvoll unsere Arbeit ist. Nach dem Shutdown im Frühjahr wurden wir beinahe überrannt und trotz der vielen Arbeit war das für uns Friseure eine wertvolle Zeit! Endlich hatten wir das Gefühl, dass unsere Arbeit mal so richtig wertgeschätzt wird! Manchmal merkt man eben erst denWert von etwas, wenn man es nicht mehr hat. Ich wünsche mir für das kommende Jahr, dass es unserer Branche wei- terhin gut geht. Dass unsere Arbeit weiterhin als wertvoll in und auf den Köpfen der Menschen wahrgenommen wird, dies nie vergessen wird. Wir sind nicht Haareschneider. Wir sind Künstler, Zuhörer, Seelenstreichler, Schön-Macher und so vieles mehr. Vielen Dank für ein tolles Jahr 2020 - mit seinen Höhen und Tiefen! Wir haben immer das Beste daraus gemacht. Ich wünsche Ihnen schöne Feiertage und ein gesundes Jahr 2021, Ihr Marc Seubert vomHAIRlike frisörteam seubert <

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