meier Magazin - Juli 2020 / 21. Jhg.

50 : : Naturschutz : : Umweltschutz : : Artenschutz : : Nachhaltigkeit : : Naturschutz Bürgerinitiative Büchenbach - NEIN zur P53-Südtrasse Widerstand gegen Stromtrassen und Planungssicherstellungsgesetz Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Büchenbach und den Nachbargemeinden nahmen beim bundesweiten Protest-Aktionstag teil, um gegen überdimensionierten Netzausbau und das Planungssicherstellungsgesetz und für die dezentrale Energiewende zu demonstrieren. In Büchenbach, Schwanstetten, Oberreichenbach und in Roth kamen sie zusammen, um vor dem geplanten Ersatzneubau, dem Hochrüsten auf 380 kV und den damit verbundenen enormen Steigerungen der Stromkosten zu warnen. Auch die immense Zerstörung der Natur kann nicht mit Geld aufgewogen werden. Mit rotgelben Andreaskreuzen, Warnwesten und Bannern protestierten an verschiede- nen Plätzen entlang der geplanten Trasse gegen die Maßnahmen. Leider musste auf- grund der Corona-Pandemie die Teilnehmer- zahl begrenzt werden. Dadurch mussten Viele abgewiesen werden und konnten ihren Protest nicht öffentlich bekunden. Insgesamt zeigten bundesweit rund 60 Bürgerinitiativen entlang den geplanten Trassen den Politikern deutlich ihre Unzufrie- denheit mit der Energiepolitik. Der Sprecher der Büchenbacher Bürgerini- tiative, Wolfgang Schmid, freute sich, dass in Büchenbach an den Versammlungen auch die Gemeinderäte Irene Schinkel, Susanne Vöckler, Roland Gräfensteiner und Robert Schuster und Kreisrat Cornelius Voigt teil- nahmen. Roland Gräfensteiner arbeitet im Organisationsteam der Bürgerinitiative mit und machte mit seinem Sohn Andy Drohnenaufnahmen des Trassengeländes. Büchenbachs Bürgermeister Helmut Bauz war leider verhindert, Gemein- derätin und 3. Bürgermeisterin Irene Schinkel vertrat ihn. Aktueller Hauptgrund der Proteste ist das erst vor kurzem von Bundestag und Bundesrat im Eiltempo beschlossene Planungssicherstellungsgesetz (PlanSiG). Der Sprecher der Büchenbacher Bürgerinitiative kritisierte besonders, dass zwingend durchzuführende Erörterungstermine, Antragskonferenzen und mündliche Verhandlungen nur noch online stattfinden dürfen. Das betreffe zahlreiche Gesetze wie das Netzausbau- beschleunigungsgesetz, Energiewirtschaftsgesetz, Wasserhaushalts- gesetz, das Bundesnaturschutzgesetz und das Gesetz über die Umwelt- verträglichkeitsprüfung. „Eine richtige, rechtsstaatlich einwandfreie Beteiligung der Bürger und der Umweltverbände wird so unmöglich. Während CDU/CSU und SPD aus vielen rechtsstaatlichen und demokra- tischen Gründen Online-Gerichtsverhandlungen ablehnten, stimmten die Große Koalition und die FDP im Bereich von 22 Gesetzen trotz ähnli- cher rechtsstaatlicher Probleme diesem Planungssicherstellungsgesetz zu.“ Großprojekte wie die Jura-Stromleitung sollten offenbar schnell und ohne große Beteiligung der Öffentlichkeit durchgedrückt werden, der Stromkunde müsste dann die durch den Bau stark gestiegenen Netz- gebühren über seine Stromrechnung bezahlen. Rund 2000 € pro Strom- kunde müssten für die mindestens 85 Milliarden Euro (Tendenz stei- gend) Trassenkosten bezahlt werden. Die Demonstranten versammelten sich zunächst in Tennenlohe bei der bestehenden 110-kV-Leitung. Sie lehnten die daneben geplante Höchstspannungstrasse der Juraleitung ebenso ab wie solche an anderen Orten, sei es im Landkreis Roth oder in Schwabach oder an anderen Orten. Die Gefährdung der Menschen und die Zerstörung der Natur sei nirgends akzeptabel. Daher könne man sich auch nicht mit den 400- m-Abstand zu den Stromleitungen zufriedengeben. Die Höchst- spannungsleitungen dienten nicht der Versorgungssicherheit der Bürger mit Strom, sondern dem internationalem Stromhandel. Fachleute wie die Professoren Jarass und Kemfert, der Verband der Elektroingenieure und der Vorstandsvorsitzende der N-Ergie hätten bestätigt, dass bereits jetzt eine Stromversorgung mit regionalen erneu- erbaren Energien möglich ist, und dass statt demAusbau der Trassen es sinnvoller sei, regionale erneuerbare Energien wie insbesondere die Photovoltaik und Elektrospeicher auszubauen. Hermann Lorenz vom Energiebündel Roth-Schwabach e.V. verneinte ebenfalls die Notwendigkeit der Höchstspannungstrassen. Dem Verein gehören alle Gemeinden des Landkreises Roth und die Stadt Schwabach an. Er setzt sich seit Jahren für den Ausbau der erneuerbaren Energien in unserer Region ein. Hermann Lorenz: „Je mehr die Bürger, die Unter- nehmen und die Gemeinden im Landkreis in erneuerbare Energien und Speicher investieren, desto weniger werden dieseTrassen notwen- dig. Planer, Architekten, Bauherren und Unternehmen sollten erkennen, dass zum Beispiel Photovoltaikanlagen kaum die Baukosten erhöhen, sondern eine sehr gute Investition sind. Daher könnten Kommunen bereits heute im Rahmen ihrer Bebauungspläne eine „solare Baupflicht” zum Nutzen ihrer Bürger vorschreiben und so die CO2- freie Eigenener- gieversorgung vorantreiben.“ Am Feldweg von der Staatsstraße 2224 nach Kühedorf, würde die Juraleitung einen Schwenk in den Norden von Büchenbach machen und über Rednitzhembach, Schwanstetten nachWendelstein führen. Richard Fettinger vom Organisationsteam der Büchenbacher Bürgerinitiative, zeigte an diesem Beispiel, wie viel Hektar Wald und Natur durch die Trassen zerstört würden. Fettinger: „Allein durch die 28-km-lange Süd- trasse würden rund 170 Hektar Natur beschädigt werden; rund 80.000 bis 200.000 Bäume müssten gefällt werden. Richtiger Wald kann hier nie mehr richtig wachsen, weil die Bäume nur eine bestimmte Höhe unter den Leitungen haben dürfen. Angesichts der Veränderung des Klimas ist dies eine katastrophale Maßnahme, die verhindert werden muss, weil ein riesiger Sauerstoffspender und CO2-Speicher vernichtet wer- den würde!“ Auch in Schwanstetten demonstrierten Bürgerinnen und Bürger gegen die geplanteTrasse und traten für regionale, erneuerbare Energien ein. Schwanstettens Bürgermeister Robert Pfann unterstützte sie mit seiner Anwesenheit. Am Rother Marktplatz fand schließlich die Abschlusskundgebung in großer Runde statt. Hier stießen auch noch Mitglieder der Oberreichen- bacher Bürgerinitiative dazu. Wolfgang Schmid, Sprecher der BI < BI Büchenbach, Röthenweg

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