meier Magazin - Sommerausgabe 2020 / 21. Jhg.

Auf frisches Gemüse aus dem eigenen Gartenmuss man fast zu keiner Zeit verzichten. Auch in der kalten Jahreszeit gibt es regionale Gemüsearten, die kühlere Nächte vertragen oder sogar brauchen. Einige Gemüsesorten gedeihen erst bei niedrigeren Temperaturen, bei anderen sorgt der Frost sogar erst für den Geschmack, denn er verwandelt die Stärke der Pflanzen in Zucker. Und wieder bei anderen Pflanzen verlangsamt sich mit den niedrigen Temperaturen nach und nach der Stoffwechsel, sodass Zucker und andere Aromastoffe nicht mehr demAufbau von Pflanzen und Blüten dienen, sondern sich in Blättern, Rüben und Knollen sammeln. Um die Beete nach der Ernte für die Aussaat und Pflanzung von Herbst- und Wintergemüse vorzubereiten gräbt man den Boden um und arbeitet Kompost und idealerweise selbst gemachte Wurmerde unter. Anschließend wird der Boden gelockert und geharkt. Wer will, kann zusätzlich (veganen) Dünger ausbringen, um den Boden aufzu- werten. Und schon kann es weiter gehen. Wie gesagt: nach der Ernte ist vor der Ernte. Kohlsorten, Rüben und Wintersalate sind die typischen Gemüse. Aber versuchen Sie doch auchmalWinterpostelein oder Hirschhornwegerich: alte Sorten, die teilweise noch unbekannt sind und gerade wieder entdeckt werden. Blumenkohl (Brassica oleracea var. botrytis) Blumenkohl ist im Sommer anfällig für Schädlinge, deswegen gelingt seine Kultivierung im Herbst besser und die Ernteerträge fallen größer aus. Als Starkzehrer freut der Blumenkohl sich über regelmäßige Kompostgaben oder Gaben von organischem Dünger wie Brennesseljauche und reichlich Bewässerung. Das dankt er mit großen und makellosen Köpfen. Eine gute Herbstsorte ist„Herbst Giant“.„Selektion Z“ sowie die violette Sorte „Purple Cape“ sindWinter-Sorten und vertragen Fröste bis -12 Grad. Übrigens: Generell sollten alle Kohlarten frühestens nach drei bis vier Jahren wieder auf demselben Beet angebaut werden. Aussaat: August Pflanzung: September Brokkoli (Brassica oleracea var. italica) Herbst- und Wintersorten des Brokkoli sollten langsam wachsen, daher be- kommen diese, anders als Sommersorten, eher sparsame Düngergaben in Form von Hornspänen oder wenig organischem Gemüsedünger. Gerade beimWinterbrokkoli ist es wichtig, dass die Pflanzen langsamwachsen, denn dann bilden sie festere Blätter und überstehen auch Minusgrade. Brokkoli ist erntereif, wenn die Blütenknospen deutlich zu sehen, aber noch geschlossen sind. Sobald sie beginnen, aufzugehen oder gar gelb zu werden, wird der Geschmack unangenehm. Pflanzen: August/ September Ernte: Herbstbrokkoli erntebereit nach zehnWochen, Winterbrokkoli erst später bis in den Mai hinein Feldsalat (Valerianella) Feldsalat ist die ideale Nachkultur, denn er hat einen späten Aussaattermin und ist sehr genügsam. Kalkhaltige Böden mag er gerne, Nähstoffe braucht er wenige. Das winterharte Baldriangewächs kommt in einem breiten Sorti- ment, um den Pflanzplan über den Herbst undWinter zu erweitern. Achtung: Die ersten drei Wochen sind kritisch, denn so lange braucht der „Rapunzel“, um aufzugehen. In dieser Zeit darf er nicht austrocken und sollte deswegen bis zu Keimung mit einem Vlies oder Lochfolie abgedeckt werden. Aussaat: Anfang August bis Anfang September Ernte: September bis Mitte Januar Grünkohl (Brassica oleracea var. sabellica) Grünkohl ist das Wintergemüse schlechthin und nicht (mehr) nur in Nord- deutschland beliebt. Der Blattkohl verträgt den Frost nicht nur, er braucht ihn sogar. Denn er entfaltet sein wunderbares, mild-süßes Aroma erst nach min- destens einer frostigen Nacht. Und: Je länger der Kohl winterlichen Tempe- raturen ausgesetzt ist, desto süßer und milder wird der Geschmack. Der Krauskohl liebt einen sonnigen bis halbschattigen Standort in feuchter, humoser und kalkhaltiger Erde und wird dann bis zu einem Meter hoch. Pflanzzeit: noch bis Anfang August Ernte: Ende Oktober bis Winterende Hirschhornwegerich (Plantago coronopus) Der Hirschhornwegerich, ein naher Verwandter des bei uns bekannteren Breit- und Spitzwegerichs, stammt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet, wo er noch heute alsWildpflanze vorkommt.„Der Hirschhornwegerich ist sicherlich unbekannt“, erklärt Gemüseexpertin Christa Müller von der Firma Blumen Schwarz in Schwabach. „Der etwas säuerliche Geschmack macht sich in vielen Salaten gut“, erklärt die Expertin. Die salzhaltige Salatpflanze wächst das ganze Jahr über, ist aber sehr frosthart und kann, vielmehr sollte, mehrfach im Jahr beerntet werden – dann treibt sie immer fleißig nach. Pflanzung: noch bis Mitte August Ernte: sobald die Pflänzchen etwa zehn Zentimeter hoch sind weit in den Winter hinein Karotten (Daucus carota subsp. sativus) Ja, es gibt Karotten, die auch bis in den Winter hinein in der Erde bleiben können. Besonders geeignet ist hierfür natürlich ein Hochbeet, das aufgrund der Umsetzungprozesse etwas mehr Wärme bietet. Wer keines besitzt, kann seine Möhren mit einer dicken Mulchschicht schützen und bei den ersten Frösten zusätzlich ein Vlies auflegen. Empfehlenswert ist etwa die Spätsorte „Da Foraggio Jaune Du Doubs”. Sie gilt als ertragreich und ihre großenWurzeln sind innen und außen durchgehend gelb. Bewährt hat sich auch die Sorte „Gonsenheimer Treib“. Aussaat: September/Oktober Ernte: ab zehnWochen nach der Aussaat 46 Naturnah durch’s Gartenjahr meier® Magazin / Redaktion Nach der Ernte ist vor der Ernte Für Sommergemüse geht die Saison langsam zu Ende, aber der Garten- betrieb läuft weiter auf Hochtouren. Denn wer auch im Herbst und Winter frisches Gemüse ernten will, für den geht die Pflanzzeit in die nächste Runde.

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