meier Magazin - Juli 2019 / 20 Jhg.

60 Naturnah durch’s Gartenjahr meier® Magazin / Redaktion American Beauty Als Alexander von Humboldt am 18. September 1803 aus dem Krater des Vulkanes Jorullo in Mexiko ein paar Samen einer orangeblühenden Pflanze mitbrachte konnte er nicht ahnen, dass er da einen Schatz im Gepäck hatte, der bald ganz Europa verzaubern würde. Dabei waren es nicht die ersten Dahlien, die Europa erreichten. Bereits 1789 hatte Vincente Cervantes, der Direktor eines Botanischen Gartens in Mexiko, Dahliensamen an einen Kollegen in Madrid geschickt, wo im Jahr darauf die ersten Dahlien Europas blühten. Allerdings hatte diese Sorte nur kleine, gelbe Blüten und erregte nicht viel Aufsehen. Als Humboldt jedoch seine Samen der auffälligen orangeblühendenVarietät an den Botanischen Garten Berlin schickte, züchtete man hieraus bald eine ganze Reihe von neuen Sorten. Erfunden haben die Europäer die Dahlienzucht allerdings nicht. Jahrhunderte vor ihnen hatten bereits die Azteken diese hübschen Blumen entdeckt und in ihren Gärten als Symbole der Sonne kultiviert. Und sie begnügten sich nicht mit den 35 wild wachsenden Arten, sondern züchteten bereits damals Varianten, die um die Blüten- mitte herummehrere Kränze aus Zungenblüten bilden. Darüber hinaus haben Dahlien auch heute noch in Südamerika eine Bedeutung als Nutzpflanzen: Die Knollen sind stärkereich und können wie Kartoffeln verzehrt werden. Aufstieg in die Ziergärten Ursprünglich eine typische Bauernblume, werden Dahlien heute auch in Ziergärten und modern gestalteten Themengärten verwendet, 2016 dominierten sie weite Bereiche der Landesgarten- schau in Bayreuth. Mit Ziergräsern oder filigranen Blütenstauden wie der Prachtkerze (Gaura lindheimeri) und dem Patagonischen Eisenkraut (Verbena bonariensis), aber auch mit feinglied- rigen Kräutern wie Dill und Fenchel bilden sie interessante Kontraste. Die mehr als 30 000 Dahlien- Sorten in vielen Farben und Formen unterteilen sich in 15 Klassen, die alle die Blütenformbeschrei- ben. Einfachblühende Dahlien, Halskrausen-Dahlien, Sterndahlien und Päoniendahlien verfügen noch über Staubblätter, bieten also Insekten Nahrung, wohingegen bei allen anderen Sorten gefüllte herausgezüchtet wurden. Besonders spektakulär sind etwa Anemonenblütige Dahlien, Seerosen-Dahlien, Ball-Dahlien, Hirschgeweih-Dahlien, Orchideenblütige Dahlien oder Stellar- Dahlien. Die Pflanzen bevorzugen einen sonnigen, warmen Platz im Garten auf tiefgründigem, humus- und nährstoffreichem, nicht zu trockenem Boden. Der Boden soll durchlässig sein, da die Knollen bei stehender Nässe leicht faulen. Lehmige Böden kann man aufbereiten, indemman groben Sand oder Tongranulat ins Pflanzloch gibt. Die Knollen idealerweise erst nach den letzten Bodenfrösten ausbringen. Sie sollen nur ein paar Zentimeter dick mit Erde bedeckt sein und der Stängelansatz noch leicht herausschauen. Zu höheren Sorten am besten gleich jetzt den Pflanz- stab stecken, dann werden keineWurzeln verletzt. Dahlien sollten nicht zu dicht stehen, bei hohen Sorten lässt man Platz im Umkreis von etwa 60 Zentimetern. Dahlien gedeihen auch gut im Topf, der mindestens zehn, besser 20 Liter fassen sollte. Die Knollen kann man dann schon auf der Fensterbank vorziehen und nach den Eisheiligen komplett in den großen Topf setzen.

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