meier Magazin - April 2019 / 20 Jhg.

54 Naturnah durch’s Gartenjahr meier® Magazin / Redaktion Rettet die Bienen – auch im eigenen Garten Dass Bienen und Insekten enorm wichtig sind, braucht man spätestens seit demVolksbegehren niemandemmehr zu erklären. Doch nicht nur Politiker und Landwirtschaft können (und müssen) handeln – auch Gartenbesitzer können einen erheblichen Beitrag leisten. Jeder zweite Privathaushalt besitzt einen eige- nen Garten, auf 17 Millionen Gärten wird die Zahl in Deutschland geschätzt. Zusammen ge- nommen ist deren Fläche genauso groß wie alle Naturschutzgebiete in Deutschland. Ein im- menses Areal, um für Bienen und andere Insek- ten mehr Lebensräume zu schaffen. Dabei muss man nicht gleich den ganzen Garten um- gestalten. Es gibt viele einfache Maßnahmen, mit denen man auch den durchdesigntesten Garten für die kleinen Krabbler ein bisschen freundlicher gestalten kann. Und das Beste daran: es kann sofort los gehen. Neben dem „Haustier des Imkers”, der Honig- biene, sorgen bei uns vom Frühjahr bis zum Herbst etwa 560 Wildbienenarten für die Be- stäubung unserer Blütenpflanzen. Wildbienen sind keine geflüchteten Honigbienen, sondern deren wildlebende Verwandte. Alle Wildbie- nenarten sind in Deutschland geschützt. An- ders als die Honigbiene leben Wildbienen ein- zeln (solitär). Dass sie scheu und zurückgezo- gen leben täuscht über ihre Verbreitung hin- weg: kaum ein Lebensraum, den sie nicht be- siedeln. Sie nutzen sandige Böden, Feldwege, Lösswände, Abbruchkanten, Fugen und Spal- ten in alten Gemäuern, hohle Stängel, mor- sches Holz, sogar leere Schneckenhäuser. Man- che nisten in vorhandenen Fraßgängen von Holzwespen oder Käfern, andere nagen ihre Brutgänge selbst in das Holz und verwenden die anfallenden Holzspäne gleich als Baumate- rial für ihre Brutzellen. Einige nagen das weiche Mark aus Holunder- und Brombeerzweigen, an- dere graben sich Gänge in Lehm oder Sand oder errichten an Mauern oder Felsen Bauten aus Mörtel. So unterschiedlich wie ihre Lebens- räume sind die Tiere selbst: von wenige Milli- meter klein bis mehrere Zentimeter groß ist alles vertreten. Variantenreich sind nicht nur die Nistplätze, sondern auch das Aussehen der Wildbienenarten. Die Palette reicht von winzi- gen schwarzen über zottelige pelzige Bienen bis hin zu regelrechten Brummern wie der blau- schwarzen, lautstark brummenden Holzbiene. Wie die Honigbiene besitzen auch dieWildbie- nen einen Stachel. Muss man also im eigenen Garten um Leib und Leben fürchten, wennman denWildbienen ein zu Hause schafft? Das Bun- desministerium für Forschung und Bildung er- klärt hochoffiziell: nein! Anders als Honigbie- nen, die gemeinschaftlich leben und Aufga- benteilung betreiben, so den Stock, den Nach- wuchs, ihre Königin und ihre Vorräte im Zwei- felsfall bis zum Tod verteidigen, weil sie den Verlust einzelner Mitglieder verschmerzen kön- nen, sind Wildbienen äußerst friedliebend. Sie setzen auf Flucht, und zwar aus gutem Grund. Mit dem Stich riskieren sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Brut. Denn nie- mand sonst übernimmt deren Pflege, wenn das Schmecken nicht nur uns – die süßen Blüten des Bärlauchs locken im zeitigen Frühjahr auch unterschiedliche Bienen an, wie im Bild oben eine Graue Sandbiene. © Angela Streck © Angela Streck

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