meier Magazin - April 2019 / 20 Jhg.

5 Doch Bieberbach hat eine Besonderheit: Die Eier sind„im“ Brunnen drapiert. Denn auch wenn es mittlerweile viele Brunnen bundesweit gibt, die viel mehr handbemalte Eier um sich herum versammelt haben, gibt es keinen Standort, der mit ähnlich vielen Eiern IM Brunnen punkten kann. Dazu braucht es schon einen großen Brunnen, wie den in Bieberbach, der eigentlich ein Löschteich ist, wo im Sommer an gleicher Stelle das „Seefest“ stattfindet. Eines ist klar: Das kleine Bieberbach mit seinen nur 400 Einwohnern verzeichnet in der Osterzeit mit bis zu 40.000 Schaulustigen einen schier unfassbaren Besucher- zustrom, und legendär ist der dortige Osterbrunnen allemal. Erst fegen, dann schmücken Die Tradition beginnt zunächst mit dem Säubern der Anlage, dem sogenann- ten „Fegen“. Eine Tätigkeit, die ehemals den jungen Burschen zukam und heute entweder von den Frauen verrichtet wird, die die Brunnen schmücken, oder deren Ehemännern. Danach wird der Brunnen mit Girlanden, Fichten- zweigen und ausgeblasenen Eiern, die farbig bemalt und verziert werden, geschmückt. Übrigens ist hier überwiegend Handarbeit, oder vielmehr, „Mundarbeit“ gefragt. Denn auch wenn es inzwischen Pumpen gibt, die beim Eier-Ausblasen helfen – mit demMund geht es schneller, wie die Frauen berichten. Schlimmer sei hingegen das Schmücken. Da ist viel Geduld gefragt, beim Anbringen der einzelnen Eierchen – oder auch Kraft, wenn die schweren Girlanden hoch gewuchtet werden müssen. Der Volksmund spricht vom „Brunnen putzen“. Einzelne oder zu Büscheln gebundene Papierbänder, die „Pensala“, dürfen dabei ebenso wenig fehlen wie echter Blumenschmuck. Ein „durchschnittlicher“ Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz umfasst zum Schluss etwa 80 laufende Meter Girlan- denschmuck und circa 1800 bis 2000 bemalte Eierschalen. Schon lange bevor die Osterbrunnen geschmückt werden, beginnen die Vorbereitungen. So werden oft viele neue Ostereierschalen bemalt, um die Verluste des Vorjahres auszugleichen – die nicht nur auf Tollpatschigkeit, sondern auch auf Souvenirjäger zurückzuführen sind. Allein schon das Binden der Girlanden – Fichtenzweige werden sehr eng an ein eisernes Gestell gebunden und fixiert – dauert je nach Länge ein bis zwei Tage. Zusätzlicher Blumenschmuck verlängert die Aufbauzeit. Und weil alles frisch und grün sein muss kann man die Girlanden nicht schon imWinter vorfertigen.

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