meier Magazin - Oktober 2022 / 23. Jhg.

Garten- Saison 2022 Wild auf Garten Bündnis 90 / Die Grünen - OrtsverbandWendelstein Artenvielfalt im Garten fördern. Wozu? Und wie? Artenvielfalt ist eines der Schlagworte unserer Zeit, aber was heißt das eigentlich? Im Kern geht es darum, dass sich auf einer Fläche eine möglichst große Anzahl an Tier- und Pflanzenarten finden und zählen lässt – die Menge, die auf einer Fläche „normalerweise“ zu finden war, ist laut Naturschüt- zern deutlich zurückgegangen. Gibt es zu wenige Insekten, geht auch das Vorkommen von Amphibien zurück und auchVögel haben es schwerer – sie finden kein oder zu wenig Futter. Je geringer die Auswahl an Futterpflanzen oder Tieren ist, desto weniger Vielfalt gibt es bei den Arten – der ökologische Kreislauf ist ge- stört. Wildbienen, Tagfalter und Fluginsekten sind nachweislich am stärksten betroffen. In der Landwirtschaft wird versucht, durch verschiedene Programme wie Blührandstreifen oder Blühflächen undmit anderen Modellen entgegen- zuwirken. Es fehlt aber nicht nur an „Futter“, sondern auch an Unter- schlupf und Behausungen für die Tierwelt. Für den Erhalt eines ökologi- schen Kreislaufs sind viele Faktoren wichtig. Trittsteine, also kleine artenreiche Inseln, können eine Verbindung zu an- deren kleinen Inseln etc. herstellen. Eine Fortentwicklung ist möglich. Auf wenigen Quadratmetern lassen sich leicht Behausungen für Igel, Vögel und Insekten unterbringen. Wasserstellen helfen bei großer Hitze. Mit ein paar Tricks sieht das Ganze auch noch sehr gut aus und für Erwachsene sowie Kinder gibt es viel zu entdecken. Deshalb spielt auch der Privatgarten eine sehr große Rolle. Und wofür ist das gut? Eine hohe Artenvielfalt ermöglicht es dem Ökosystem, sich leichter an veränderte Bedingungen anzupassen und bis zu einem gewissen Grad Störfaktoren auszuhalten. Oder anders ausgedrückt: je höher die Arten- vielfalt, desto leichter fällt es, sich auf veränderte Umweltbedingungen wie Hitze, Trockenheit, Schädlingsbefall einzustellen. Das gilt im Kleinen wie im Großen. Warum sind Schotterflächen im Garten zu vermeiden? Eine Schotterfläche auf Folie oder Plane kommt einer versie- gelten Fläche gleich. Die Steine erhitzen sich in der Sonne – das ist in der Stadt jetzt schon ein Problem, außerdem verstärkt Schotter den Straßenlärm. Bei Regen fließt das Wasser ab, an- statt im Boden langsam zu ver- sickern. Langsame Versickerung ist extrem wichtig für den Boden. Der Boden wirkt wie ein Filter und ein Schwamm. Pflan- zen können so Hitze lange er- tragen. Begrünte Flächen haben viele Vorteile – sie sammeln Regenwasser und beugen so Überschwemmungen vor, weil dasWasser im Grün gestoppt, gehalten wird. Sie wirken klimaausgleichend, heizen sich im Gegensatz zu Steinflächen nicht auf, sondern kühlen durch Verdunstung. Nicht um- sonst sind Biergärten mit Baumbestand im Sommer beliebt, weil Bäume ein angenehmeres Klima schaffen als Sonnenschirme. Zusätzlich schaffen begrünte Flächen Lebensraum für Insekten wie Hummeln und Bienen, die wiederum für das Überleben anderer Arten notwendig sind. Selbst der Bayerische Gesetzgeber hat das erkannt und geregelt, dass die nicht mit Gebäuden überbauten Flächen wasserauf- nahmefähig zu belassen oder herzustellen und zu begrünen sind (Art 7 Abs. (1) BayBO). Jeder kann im Kleinen etwas beitragen. Auch in der freien Natur – einfach Pflanzen erhalten und stehen lassen. Beim Wandern oder Radfahren seinen Müll wieder mitnehmen oder in einer Mülltonne entsorgen. Auf Plastik, Saisonpflanzen, Torf und Dünge- mittel verzichten – dafür standortgerechte, heimische Pflanzen ein- setzen. Die sind oft pflegeleichter, angepasster und auf längere Sicht günstiger. Tipps für den Garten geben Naturschutzbehörden und finden sich auch im Internet. Hier in Wendelstein können allgemeine Fragen über den Bund Naturschutz und über die Umweltbeauftragte Elvira Kühnlein gestellt werden. Es gibt ein umfangreiches Buchangebot und einige Gar- tenplaner*innen haben sich auf Naturgärten spezialisiert. Im öffentlichen Raum sollen zusätzlich mehr Biodiversitätsberater ein- gesetzt werden, zur Unterstützung der Kommune bei der Planung von gemeindlichen Flächen – Streuobstwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen. Kristin Seelmann (2. Vorsitzende BundNuturschutz (BN), OGWendelstein) Martin Mändl (OV BÜNDNIS90/DIEGRÜNENWendelstein) Martin Mändl, Fraktionssprecher BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN imMarktgemeinderat Wendelstein < K. Seelmann und M. Mändl beim Gespräch in einem naturnahen Garten 56

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